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Zürich: DIE FRAU OHNE SCHATTEN, 13.12.2009, 22.11., 27.11. & 6.12.2014

Erstellt von Kaspar Sannemann | | Die Frau ohne Schatten

Applausfotos: 22.11.14, von K.Sannemann

Premiere dieser Produktion: 13. Dezember 2009 |

Oper in drei Akten | Musik: Richard Strauss | Text: Hugo von Hofmannsthal | Uraufführung: 10. Oktober 1919 in Wien

Aufführungen in Zürich:

13.12. | 16.12. | 19.12. | 22.12. | 26.12.2009 | 3.1. | 9.1. 2010 |

Wiederaufnahme: 22.11. | 27.11. | 30.11. | 6.12.2014

Kritik der Wiederaufnahme :

6.12.2014:

Unglaublich: Dies war die dritte von mir besuchte Vorstellung dieser leider nur vier Aufführungen beinhaltenden Wiederaufnahme des süchtig machenden Werks von Strauss/Hofmannsthal. Und man hält es kaum für möglich, aber die Ausführenden vermochten sich (ausgehend von einem bereits hohen Niveau) von Abend zu Abend zu steigern und setzten am Nikolaustag einen fulminanten (hoffentlich vorläufigen) Schlusspunkt vor ausverkauftem Saal. Es fällt schwer, jemanden besonders herauszuheben, denn alle auf der Bühne und im Graben leisteten Grandioses. Somit beginnt die Würdigung in der Reihenfolge des Besetzungszettels: Roberto Saccà sang den Kaiser mit souveräner Sicherheit in der Intonation, traumhaft schöner Phrasierung und wunderbar hellem Klang, Emily Magee gestaltete mit inniger Empfindung und luxuriösem Klang das "Menschwerden" der Kaiserin, überragend die Erwachensszene und die Anrufung Keikobads. Birgit Remmert lebte die Amme mit sarkastisch geprägter Mimik und der geforderten Durchschlagskraft in den diabolischen Momenten. Herrlich! Thomas Johannes Mayer war wiederum ein Barak allererster Güte (im wortwörtlichen Sinn ...) und begeisterte mit fabelhaft weicher und doch satter Tongebung und Evelyn Herlitzius "rocked the house" einmal mehr mit ihrer jugendlich-trotzigen Darstellung der Färberin und ihren atemberaubenden dynamischen Steigerungen und der totalen Höhensicherheit. Ein grosses Lob verdienen auch die Darstellerinnen und Darsteller der kleineren, aber wichtigen Partien: Valeriy Murga als Einäugiger, Wenwei Zhang als als Einarmiger und Airam Hernandez als Buckliger, Reinhard Mayr als Geisterbote, Hamida Kristoffersen als Falke und Hüter der Schwelle, Yujoong Kim als Erscheinung des Jünglings, Ivan Thirion, Roberto Lorenzi und Oleg Loza als Wächter der Stadt im berührenden Finale I und Judit Kutasi als Stimme von oben. Peter Tilling inspirierte die Philharmonia Zürich durch sein leidenschaftliches, präzises und vorwärtsdrängendes  Dirigat wiederum zu einer Prachtsleistung! Die subtile Abmischung des Klangs, die stets gewahrte Transparenz gepaart mit mächtig unter die Haut gehenden Wogen der Empfindung (nicht nur an den lauten Stellen - sondern eben und gerade auch in den kammermusikalischen Momenten) sorgten immer wieder für Gänsehaut und Rührung!

27.11.: Wiederum fantastisch, von überwältigender Eindringlichkeit. Insbesondere die Rollengestaltungen der Damen Remmert, Herlitzius und Magee: Neben der musikalischen Durchdringung auch ein Agieren auf atemberaubendem Niveau! Da stimmte einfach jede Gefühlsregung!

 

22.11.: Mit dieser glänzend besetzten Wiederaufnahme von Strauss'/Hofmannsthals Mammutwerk DIE FRAU OHNE SCHATTEN ist dem Opernhaus Zürich ein zu Recht heftig umjubelter Abend gelungen. Nur zwei der fünf Hauptpartien wurden neu besetzt (das Färberpaar), für die restlichen standen der Sänger und die Sängerinnen der Premierenserie vom Dezember 2009 zur Verfügung. Emily Magee als Kaiserin setzte ihr luxuriöses Timbre mit bezwingender Gestaltungskraft und berührender Empfindsamkeit ein. Hervorragend gestaltete sie die zentrale Albtraum- und Erwachensszene des zweiten Aktes, mit unter die Haut gehender, stets kontrollierter Expressivität machte sie die psychisch durchlittenen Qualen hörbar. In ihrer Prüfung im dritten Akt gelang ihr erneut eine herzerweichende Anrufung des Geisterfürsten mit dem wunderbar intonierten Vater, bist du's: Zum Weinen schön! Roberto Saccà sang den Kaiser wiederum mit unforcierter, strahlender Stimme und vortrefflicher Diktion und Phrasierung. Birgit Remmert verstand es ausgezeichnet, das Mephistophelische der Amme in den Vordergrund zu rücken, liess ihre Stimme gerne auch ins Schrille, Hysterische kippen. Die Höhe schien sich an diesem Abend nicht ganz frei entfalten zu können, doch die präsente, starke Mittellage und die diabolische Tiefe waren beeindruckend.

Evelyn Herlitzius ersang sich bei ihrem Hausdebüt bereits mit ihrer ersten Phrase Schamlose ihr! Eines Hundes Geschick über euch! einen WOW-Effekt beim Publikum. Jeder ihrer fulminanten Auftritte geriet zum Gänsehaut-Showstopper. Welche eine jugendliche Kraft in der Stimme, welch eine Sicherheit in den hochdramatischen Spitzentönen. Trotzig wie eine Elektra trug sie ihre Anklagen an den Gatten vor (Um Nahrung für mich gräme dich nicht, Es gibt derer ...), wie ein Teenager liess sich sich vom Zaubertand der Amme verführen (herrlich strahlend das H bei O Traum im Wachen), blieb trotz all der hochdramatischen Ausbrüche in der Gestaltung stets die junge Frau, welche sich eben vom Leben mehr erhofft hat, als in der proletarischen Enge und Biederkeit zu versauern. Angesichts der imposanten Gesamtleistung sah man ihr gerne den an wenigen Stellen etwas freien Umgang mit dem Notentext zugunsten der dramatischen Ausdruckskraft nach. Neben ihr konnte Thomas Johannes Mayer mit seinem ebenmässig und wunderbar satt gesungenen Barak bestens bestehen. Auch er feierte mit seinem ersten Auftritt am Opernhaus Zürich einen grossen Erfolg. Die wunderbaren, gütigen Kantilenen, welche Strauss (er hat sich wohl selber in der Rolle dieses Gutmenschen gesehen, welcher nur am Ende des zweiten Aktes seine Fassung verliert) dem Färber in die Kehle schrieb, strömten bei Johannes Thomas Mayer mit fantastischem Wohllaut. Reinhard Mayr wartete als Geisterbote erneut imposant auf Stelzen auf. Die vielen kleineren, aber wichtigen Partien waren nicht mehr so prominent besetzt wie vor fünf Jahren. Viele dieser Rollen wurden nun Mitgliedern des IOS anvertraut, welche ihre Chancen sehr gut nutzten.

Anstelle von GMD Fabio Luisi übernimmt Peter Tilling das Dirigat für die vier Vorstellungen dieser Wiederaufnahme (er leitete bereits einige Vorstellungen der Premierenserie vor fünf Jahren). Unter seiner schlüssig disponierenden und eine der reichhaltigsten Partituren der Operngeschichte genau und differenziert auslotenden Leitung spielt die Philharmonia Zürich mit farbenprächtigstem Klang, die orchestralen Zwischenspiele werden mit grandioser Eindringlichkeit und fabelhaftem Sog ausgebreitet. Ada Pesch (Solovioline) und Caudius Herrmann (Solocello) verdienen ganz besonderes Lob für ihre eindringlichen Leistungen.

Zur szenischen Umsetzung dieses gewaltigen Stoffes durch David Pountney und sein Team verweise ich auf die untenstehende Kritik der Premiere von 2009. Sehr gut gelungen sind dem Regisseur und dem Bühnenbildner die zahlreichen, punktgenauen Verwandlungen. Hoch anzurechnen ist ihnen, dass sie das Symbolhafte des Werks nicht noch zusätzlich "verkopft" haben (wie etwa Warlikowski letztes Jahr an der Bayerischen Staatsoper in München). Nach wie vor aber kann ich mich mit dem Ende nicht so richtig anfreunden. Die Dekonstruktion mit dem Auftritt der Inspizientin erscheint mir gesucht, die prollig-hässlichen Kostüme der gesellschaftlichen Gleichschaltung und die Speisung der Gäste (Kinder) durch die Suppe verteilende Amme sind störend. Herausragend gelungen sind jedoch die Personenführung und die Charakterisierung der Protagonisten, auch bei dieser Wiederaufnahme. Da stimmt jede Regung, bis in die kleinsten Verästelungen der Mimik! Auch die Auftritte der Tänzerin und Choreographin Beate Vollack als omnipräsenter Falke sind wiederum ganz grossartig.

Kritik: 

Bis weit in den dritten Akt hinein, war man gestern Abend in Zürich überzeugt, eine der stringentesten, dramaturgisch schlüssigsten Inszenierungen von Richard Strauss’ komplexer Oper DIE FRAU OHNE SCHATTEN erleben zu dürfen.

Doch leider wartete das Inszenierungsteam (Regie: David Pountney, Bühne: Robert Israel, Kostüme: Marie-Jeanne Lecca) mit einem unsäglichen Schlussbild auf, einer Mischung aus Kindergeburtstagsfest und und Religionskitsch. Selbst die böse Tante Amme kommt mit dem grossen Suppentopf zur Speisung der 5000 (oder so).

Schon zu Beginn des dritten Aktes, als die beiden Paare in Mänteln (welche halb Röntgenbild, halb Turiner Grabtuch darstellten) ihre Prüfungen durchleiden mussten, fragte man sich, welche Kostüme wohl darunter verborgen sein mochten. Nun, das Ablegen der Mäntel hätte man dem Publikum ersparen sollen, die zum Vorschein kommenden Alltagskleider waren an Grässlichkeit nicht mehr zu überbieten. Mit der Holzhammermethode und desillusionierender Bühne (ziemlich ausgelutschter Effekt) wollte Pountney wohl den Zuschauern klarmachen, dass er das wertkonservative, reaktionäre Weltbild, welches Strauss und Hofmannsthal in der Oper propagieren, nicht teilt, sondern dass alle Menschen in ihrem Streben nach Glück und Fortpflanzung gleich, die Klassenunterschiede aufgehoben sind.

Von solcher Überzeichnung war in den ersten beiden Akten nichts zu spüren, sie lebten von einer spannenden, ganz aus dem Text heraus entwickelten Personenregie. Die Geisterwelt war mit vielen Assoziationen an den Surrealismus eines Max Ernst und an die gefiederte Fauna ausgestattet, das in einem habsburgischen Ambiente lebende Kaiserpaar huldigte der Jagd und dem Luxus, während die einfachen Färbersleute in ihrem Betrieb auf Kinderarbeit angewiesen waren, um über die Runden zu kommen. Sehr anschaulich dargestellt wurde dann die Konfrontation der in ihrer Scheinwelt lebenden Kaiserin mit den einfachen Verhältnissen, in welchen die Menschen der unteren Schichten zu existieren hatten. Eindringlich zeigte sie ihr sich stetig weiter entwickelndes Mitgefühl, während die Amme ihren verächtlichen Ekel vor dieser Armut, aus der sie wohl einst selbst aufgestiegen war, kaum verhehlen konnte. Hier wurden eindringlich angelegte Charakterstudien entworfen. Beklemmend auch die Darstellung der Färberin, ihr Widerwille gegen eigene Kinder, deren potentielles, tristes Schicksal sie in der grandiosen Fischlein-Szene voraussah, ihre Verführbarkeit durch billigen Varieté-Klamauk.

Dieser falsche Tand und die heuchlerischen Wahrsagungen der Amme hatten gegen die aufkeimende Empathie der Kaiserin keine Chance, vor den Augen des von der Amme vergebens zu Hilfe gerufenen Geisterboten obsiegte die Liebe, und der trügerische Zauber löste sich in einer gegen ihn gerichteten, äusserst bühnenwirksamen Implosion auf. In einer zerstörten, nahezu versteinerten Welt begannen dann die Prüfungen des dritten Aktes.

Drei der fünf Protagonisten wagten sich an diesem Abend an ein Rollendebüt: Birgit Remmert war eine durch eindringliche Mimik und ausdrucksstarken Gesang beängstigend heimtückische Amme. Die lange Vorbereitungszeit, welche sie in das Studium dieser rätselhaften Gestalt investiert hatte, hat sich gelohnt. Hier reift eine der grossen Darstellerinnen dieser ungemein schwierig zu interpretierenden Rolle heran.

Roberto Saccà beeindruckte in der hohen Tessitura des Kaisers mit wunderbar weichem Tonansatz, schmeichelnder Höhe und belcantistischer Phrasierung. Wohl vermochte sich sein heller Tenor nicht immer restlos gegen die Klangwogen durchzusetzen, doch ist diese auf runder Tongebung basierende Gestaltung einem forcierten Hochstemmen bei weitem vorzuziehen.

Dem Gutmenschen Barak hat Strauss die einschmeichelndsten Melodien überlassen, Michael Volle kostete sie mit seinem warmen, differenziert eingesetzten, satten Bariton aufs Wunderbarste aus. Er scheint über unendlichen Atem für die zum Teil langen (und vom Dirigenten auch in getragenen Tempi dirigierten) Phrasen zu verfügen. Herr Volle zeigte einfühlsam, wie dieser sanftmütige Mann unter der ständigen Zurückweisung durch seine Frau leidet, wie dieser Leidensdruck schliesslich kaum mehr auszuhalten ist und in brutale Aggression umzuschlagen droht.

Bewährte Interpretinnen ihrer Rollen sind Emily Magee als Kaiserin und Janice Baird als Färberin. 

Emily Magee gestaltete die Menschwerdung der Kaiserin, welche in ihrer wunderschönen Szene Vater bist du’s gipfelt, dermassen ergreifend, dass dem Rezensenten die Superlative zu fehlen drohen. Sowohl mit zarten, warmen, als auch mit herrlich an- und abschwellenden, gleissenden Tönen wurde diese Frau gleich Parsifal „durch Mitleid wissend“.

Die mit ihrem ausweglos scheinenden, tristen Schicksal hadernde Färberin wurde von Janice Baird aufwühlend gestaltet. Ihre Stimme kann zwar schneidend klingen, wird aber nie schrill oder keifend. Die widersprüchlichen Gefühlsregungen dieser leidgeprüften Frau liessen sich in ihrem Gesicht wie in einem offenen Buch ablesen. Ihr gelang eine darstellerisch und gesanglich überaus reife Leistung. Im letzten Akt vereinigten sich die (räumlich noch getrennten) Stimmen von Michael Volle und Janice Baird zu einem der fesselndsten Augenblicke des grandiosen Abends.

Luxuriös besetzt waren die Dienerinnen/Kinderstimmen mit den Damen Guo, Olvera, Friedli, Schlosser, Lehmkuhl (auch als Stimme von oben) und Grobholz. Sandra Trattnigg lieh dem Falken und dem Hüter der Schwelle ihre schöne Sopranstimme, während Beate Vollack virtuos die akrobatischen Aktionen des treuen Vogels ausführte. Reinhard Mayr war ein solider Geisterbote auf Stelzen, Valeriy Murga, Andreas Hörl und Martin Zysset verliehen Baraks Brüdern Profil, Peter Sonn gelang als Erscheinung des Jünglings beinahe die Verführung der Färberin.

Das Orchester der Oper Zürich durfte noch einmal eine Neueinstudierung unter seinem ehemaligen GMD, Franz Welser-Möst, präsentieren. Der beinahe unerschöpfliche Farbenreichtum der schwierigen Partitur erklang trotz aller Klangmassierungen stets transparent, wurde nie zu einem nur lärmig breiigen Chaos, die kammermusikalischen Kostbarkeiten wurden von den Solistinnen und Solisten des Orchesters makellos herausgearbeitet. Einige Passagen, wie z.B. die Schlussszene des ersten Aktes mit den Wächtern der Stadt, waren vom Tempo her etwas zu gedehnt dirigiert, die drei Männer (Bermúdez, Strazanak und Slawinski) fanden so nicht zum geforderten, runden Gesang. Doch insgesamt schuf Maestro Welser-Möst mit dem fantastischen Orchester einen dynamisch fein abgestuften, der nicht unproblematischen Akustik des Hauses angepassten, Kosmos von erfüllenden, auch die gleissenden Dissonanzen nicht scheuenden Klängen.


Fazit:
Mit einer musikalisch auf so hohem Niveau stehenden und szenisch zumindest in den ersten drei Stunden spannungsgeladenen, mitreissenden Aufführung wird einmal mehr klar, dass der Theaterpraktiker Richard Strauss keine Note zuviel geschrieben hat.

Inhalt :

Die Kaiserin, Tochter des Geisterkönigs Keikobad, einst mit der Fähigkeit sich in Tierwesen zu verwandeln ausgestattet, ist in ihrer Ehe mit dem Kaiser kinderlos geblieben, sie wirft keinen Schatten. Ihre Amme, die dem Geisterkönig treu ergeben ist und alles Menschliche hasst, erhält vom Geisterboten die Nachricht, dass der Kaiser versteinern muss, wenn die Kaiserin innert kurzer Frist keinen Schatten wirft. Die Kaiserin erfährt vom drohenden Schicksal ihres Mannes durch dessen Jagdfalken. Sie befiehlt der Amme, ihr einen Schatten zu verschaffen. Gemeinsam begeben sie sich hinunter zu den Menschen, in die ärmliche Behausung des Färbers Barak und dessen Gemahlin. Diese Ehe ist ebenfalls kinderlos, weil die Färberin sich ihrem Mann zusehends verweigert. Die Amme blendet die einfache Färbersfrau mit Zaubertricks, einem schönen Jüngling und Reichtum. Die Färberin schliesst den Pakt mit der Amme und ist bereit, ihren Schatten zu verkaufen. Die Kaiserin versteht den schlimmen Handel, hat Erbarmen mit Barak, aber nicht die Kraft einzuschreiten. Die Situation im Färberhaus eskaliert. Die Färberin kündigt ihrem Mann die eheliche Treue, der eigentlich sanftmütige Barak reagiert vehement. Doch bevor er seiner Frau körperlich zu nahe kommen kann, entgleiten der Amme die Fäden, die Erde öffnet sich und verschlingt das Färberpaar. Kaiserin und Amme können sich gerade noch retten. Nun beginnt die Zeit der Prüfungen: Das Färberpaar gelangt durch die Trennung zur Einsicht gegenseitiger Liebe, die Kaiserin ficht einen inneren Kampf mit sich aus: Einerseits will sie ihren Mann vor dem Versteinern bewahren, andererseits hat sie enormes Mitleid mit den Menschen. Dieses Gefühl ist stärker. Sie stellt sich gegen ihren Vater Keikobad: ICH WILL NICHT, der erste menschliche Schrei, den sie ausstösst, gleich einer gebärenden Mutter. Damit befreit sie Färberin und Färber und rettet ihren Mann. Die Zeit der Prüfungen ist vorbei, die Stimmen der Ungeborenen kündigen an, dass sie nicht mehr lange ungeboren bleiben werden.

Werk:

Mozart (ZAUBERFLÖTE, mit ihren Prüfungen für die beiden Paare), Goethe (das Mephistophelische der Amme) und fernöstliche Symbolik standen Pate für dieses komplexe, in den immensen Anforderungen an Protagonisten, Orchester und Bühne einzigartige Werk. Von Kennern und eingeschworenen Fans wird diese farbenreiche, in ihrer verführerischen Sogwirkung einmalige Partitur salopp „FroSch“ genannt. Strauss setzte ein riesiges Orchester ein, reicherte es mit Glasharfe, Celesta und chinesichen Gongs an. Die Tonalität wird immer wieder aufgebrochen, grelle, Gänsehaut erzeugende Tutti-Effekte wechseln mit beinahe kammermusikalisch zarten Sequenzen.

Obwohl das Werk bereits 1915 beendet war, konnte die Uraufführung wegen der Wirren des ersten Weltkriegs erst 1919 stattfinden.

Musikalische Höhepunkte:

Ist mein Liebster dahin, Kaiserin, Akt I, mit gefürchteter Koloratur
Was wollt ihr hier?, Szene Färberin, Amme, Kaiserin mit dem herrlichen Aufschwung „O Welt in der Welt“ der Färberin
Falke, Falke, du wiedergefundener, Kaiser, Akt II
Es gibt derer, die haben immer Zeit, Färberin, Barak, Amme, Jüngling, Akt II
Sieh, Amme, sieh, Kaiserin, Amme, Akt II
Das Weib ist irre, Finale Akt II
Schweigt doch, ihr Stimmen – Mir anvertraut, Färberin, Barak, Akt III
Vater bist du's?, Kaiserin, Akt III
Wenn das Herz aus Kristall - Nun will ich jubeln, Finale, Akt III. Kaiser, Kaiserin, Färber, Färberin, Stimmen der Ungeborenen

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