Willkommen in der Welt der Oper, des Konzerts, des Balletts, des Musicals
Auf dieser Seite finden Sie Kritiken meiner Opern- und Konzertbesuche und bekommen Informationen rund um Spielpläne und Opernhäuser (vorwiegend aus der Schweiz und aus Deutschland). Die Premierenberichte erscheinen wann immer möglich am Tag nach der Premiere und damit in aller Regel vor den Printmedien. Ich wünsche allen viele unvergessliche, spannende und aufwühlende Opernbesuche.
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Zürich, Opernhaus: SIMON BOCCANEGRA, 27.09.2024
Wiederaufnahme der Produktion von 2020 mit Christian Gerhaher in der Titelrolle
Melodramma in einem Prolog und drei Akten | Musik: Giuseppe Verdi | Text: Francesco Maria Piave und Arrigo Boito | Uraufführung: 12. März 1857 im Teatro La Fenice,Venedig, zweite Fassung 24. März 1881 im Teatro alla Scala, Mailand | Aufführung in Zürich: 27.9. | 4.10. | 13.10. | 19.10. | 25.10.2024
Kritik: erscheint am 30.9. an dieser Stelle
Inhalt:
Genua im 14. Jahrhundert
Prolog
Jacopo Fiesco weigert sich, seine Tochter Maria dem Plebejer Bocanegra zur Frau zu geben und sperrt sie im Haus ein, obwohl sie bereits ein Kind von Boccanegra hat. Doch Maria stirbt. Fiesco verschweigt Boccanegra ihren Tod. Die Aussöhnung der beiden scheitert, weil Boccanegra Fiesco dessen Enkelin nicht zur Erziehung überlassen kann, da sie angeblich entführt worden sei. Boccanegra dringt in Fiescos Haus ein und findet seine tote Geliebte. Erschüttert kommt er aus dem Haus, während ihn das Volk jubelnd als neuen Dogen begrüsst.
Erster bis dritter Akt:
Fünfundzwanzig Jahre sind vergangen. Amelia Grimaldi (die verschollen geglaubte Tochter Boccanegras) ist verliebt in den Patrizier Gabriele Adorno. Boccanegra jedoch will seinen Kanzler Paolo Albiani mit Amelia verloben. Er entdeckt ein Amulett ihrer Mutter und erkennt in ihr seine Tochter, worauf er Paolos Werbung schroff zurückweist. Paolo ist beleidigt und schwört Rache.
Eine erregte Menge strömt in den Senatssaal, und verlangt Sühne für einen Getreuen Paolos, der von Gabriele Adorno getötet wurde. Amelia kann die Situation entschärfen und berichtet, dass sich der Anstifter ihrer Entführung noch im Saal befinde. Paolo wird gezwungen, die Übeltäter (also sich selbst) zu verfluchen.
Paolo schüttet Gift in den Becher des Dogen Boccanegra und versucht, Fiesco und Adorno zum Aufstand gegen den Dogen zu überreden. Fiesco lehnt ab, Adorno hingegen erklärt sich bereit, den vermeintlichen Nebenbuhler zu töten.
Der Doge trinkt das Gift und schläft ein. Adorno will Boccanegra erdolchen, wird aber im letzten Moment von Amelia daran gehindert. Er erfährt, dass Boccanegra nicht sein Rivale, sondern der Vater seiner Geliebten ist.
Adorno schlägt sich auf die Seite der Plebejer und hilft mit, den Aufstand der Patrizier niederzuschlagen.
Simon Boccanegra liegt im Sterben. Er versöhnt sich mit Fiesco und eröffnet ihm, dass Amelia seine Enkelin ist. Boccanegra segnet sterbend seine Tochter und Adorno, den er zu seinem Nachfolger bestimmt.
Werk:
SIMON BOCCANEGRA markiert einen entscheidenden Schritt auf Verdis Weg zum musikalischen Drama. Arienformen werden aus dramaturgischen Gründen aufgebrochen, das Arioso als musikalisch angereichertes Rezitativ wird zum Zentrum des musikalischen Ausdrucks, gerade in der Partie des Boccanegra, mit dem Verdi eine weitere seiner berührenden Vaterfiguren (Rigoletto, Miller, Nabucco, Philipp II, Georges Germont) geschaffen hat. Gleichzeitig gelingt Verdi mit der musikalischen Schilderung des ligurischen Meeres, in dessen Anblick die Protagonisten seiner Oper immer Trost zu finden scheinen, “eins der größten Beispiele von Landschaftsmalerei oder Naturlaut, die man in der Geschichte der Oper finden kann.” [Luigi Dallapiccola]
24 Jahre nach der durchgefallenen Uraufführung dieser Oper im Jahre 1857 in Venedig machte sich Verdi mit dem Librettisten und Komponisten Arrigo Boito an eine Überarbeitung des Werks, der Titelfigur schenkt er eines der schönsten Concertati der gesamten Verdi-Literatur: “Plebe! Patrizi! Popolo!” – “Plebejer! Patrizier! Volk!” Boccanegras verzweifelter Schrei nach Frieden – die Bitte eines verzweifelten Vaters nach Eintracht unter entzweiten Geschwistern, welcher in ein unglaublich packendes Finale mündet.
Somit gehört SIMON BOCCANEGRA stilistisch zu den interessantesten Schöpfungen Verdis, da die vorwiegend in düsteren Farben gehaltene Komposition auf Belcanto Seligkeit verzichtet, zugunsten eines „modernen“ Operndramas.
Musikalische Höhepunkte:
Il lacerato spirito, Arie des Fiesco Prolog
Come in quest’ora bruna, Arie der Amelia, Akt I
Vieni a me , Duett Fiesco(Andrea)-Adorno, Akt I
Plebe! Patirzi! Popolo!, Monolog des Boccanegra und Concertato, Finale Akt I
Sento avvampar nell’anima, Arie des Adorno, Akt II
Suo padre sei tu, Terzett Boccanegra, Amelia, Adorno, Finale Akt II
Von mir besuchte Aufführungen von SIMON BOCCANEGRA in Zürich in den letzten Jahrzehnten;
1975 :ML: Nello Santi, Insz.: Vaclav Kaslic; mit Antigone Sgourda, Normann Mittelmann, Bonaldo Giaiotti, Bruno Prevedi, Joszef Dene
1995: ML: Nello Santi, Insz.: Marco Arturo Marelli; mit Elena Prokina, Juan Pons, Ruggiero Raimondi, Vincenzo La Scola, Roland Hermann
2002: ML: Marcello Viotti, Insz.: Marelli; mit Barbara Frittoli, José van Dam, Roberto Scandiuzzi, Fabio Sartori, Cheyne Davidson
2009 ML: Carlo Rizzi, Insz.: Giancarlo de Monaco; mit Isabel Rey, Leo Nucci, Roberto Scandiuzzi, Fabio Sartori, Massimo Cavalletti