Willkommen in der Welt der Oper, des Konzerts, des Balletts, des Musicals
Auf dieser Seite finden Sie Kritiken meiner Opern- und Konzertbesuche und bekommen Informationen rund um Spielpläne und Opernhäuser (vorwiegend aus der Schweiz und aus Deutschland). Die Premierenberichte erscheinen wann immer möglich am Tag nach der Premiere und damit in aller Regel vor den Printmedien. Ich wünsche allen viele unvergessliche, spannende und aufwühlende Opernbesuche.
Einige meiner Artikel werden von https://deropernfreund.de übernommen.
Datenschutz (DSVGO): Diese Seite speichert keine Userdaten, es gibt keine Kontakt- und Kommentarfunktion mehr, was ich bedaure, doch lässt mir die DSVGO keine andere Wahl. Näheres erfahren Sie unter "Impressum" und "Datenschutz".
Winterthur, Stadthaus: FARRENC, MOZART, MAYER; 27.11.2024
Unter dem Titel VERSCHOLLEN spielt das Musikkollegium Winterthur unter der Leitung von Willem de Vriend drei Werke, die lange Zeit unentdeckt blieben, vergessen gingen oder gar als verschollen galten:
Louise Farrenc: Ouvertüre Nr. 2 Es-Dur, op. 24 | Wolfgang Amadeus Mozart: Sinfonia Concertante für Oboe, Klarinette, Fagott, Horn und Orchester Es-Dur, KV 297 b | Emilie Mayer: Sinfonie Nr. 7 f-Moll | Dieses Konzert in Winterthur am 26. und am 27.11.2025
Kritik: folgt am 28.11. ab 13 Uhr an dieser Stelle
Werke:
Die französische Komponistin, Pianistin, Verlegerin und Musikprofessorin Louise Farrenc (1804-1875) wurde als Jeanne Louise Dumont in Paris geboren und wuchs in einem Künstlerhaushalt an der Sorbonne auf. Mit 17 Jahren heiratete sie den Flötisten Aristide Farrenc. Sie erhielt Klavier- und Kompositionsunterricht u.a. bei Anton Reicha und begann selbst zu kopmonieren. Robert Schumann bescheinigte einem ihrer Werke einen “leisen, romantischen Duft” der in ihm schwebe. Mit drei Sinfonien und viel Kammermusik konnte sie sich etablieren, die Werke wurden häufig in Konzerte eingebunden. Schon bald wurde sie als Instrumentalprofessorin ans Pariser Conservatoire berufen, erhielt aber weniger Gehalt als ihre männlichen Kollegen. Louise Farrenc kämpft für “Gleicher Lohn für gleiche Arbeit”. Nachdem ihre Tochter an Tuberkulose gestorben war, komponierte Louise Farrenc kaum mehr, stellte aber zusammen mit ihrem Mann noch eine umfangreiche Anthalogie für Tasteninstrumente in 23 Bänden zusammen. Nach ihrem Tod geriet sie schnell in Vergessenheit. Jetzt ist es also höchste Zeit, diese wunderbare, feinfühlige Romantikerin und Zeitgenossin von Mendeslssohn, Liszt, Schumann und Glinka wieder zu entdecken.
Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) harrt zwar nicht einer Wiederentdeckung, die Frage der Zuschreibung der Sinfonia Concertante KV 297b ist jedoch nach wie vor nicht gesichert und umstritten. Nach neuesten Erkenntnissen handelt es sich nicht um das Werk, das Mozart 1778 für Paris komponiert hatte, da dort eine Flöte (anstelle der Klarinette) als Soloinstrument als Besetzung notiert gewesen war. Aufgrund einiger Intrigen kam es in Paris jedoch nicht zu einer Aufführung von Mozarts Sinfonia Concertante, sie galt später als verschollen, bis 1864 anonymes Notenmaterial in Prag auftauchte, bei dem nur auf dem Rückentitel “Mozart Concertante” vermerkt war. Zuerst wurde die Komposition nur als “unbeglaubigte” Komposition in den Anhang des Köchel-Verzeichnisses aufgenommen. Alfred Einstein hingegen setzte die verschollene Pariser Sinfonia mit der anonymen Sinfonia gleich und nahm sie als KV 297b ins Verzeichnis auf. Aber eigentlich spielt das alles keine Rolle mehr, denn das Stück ist bezaubernd, bietet den vier solistisch spielenden Bläsern dankbare, virtuose Aufgaben - und selbst wenn es nicht einmal von Mozart stammen sollte, ist es überaus aufführungswürdig!
Emilie Mayer (1812-1883) war eine der wichtigsten Komponistinnen im deutschen Sprauchraum im 19. Jahrhundert. Sie schuf insgesamt immerhin acht Sinfonien, ein Klavierkonzert, Kammermusik und Lieder. Ihr Kompositionsstil war zuerst sehr an den Meistern der Klassik orientiert, sie mischte ihm aber zunehmend romantische Züge bei. Die Qualität ihres Schaffens wird zum Glück wieder entdeckt, doch leider bleiben einige Werke immer noch verschollen.