Frankfurt a/M: DIE FRAU OHNE SCHATTEN, 07.11.2009
Musikalisch kann man sich FRAU OHNE SCHATTEN heutzutage besser kaum vorstellen: Das beginnt bei der mit immenser Gestaltungskraft und grossartiger Mimik agierenden Caroline Whisnant als Färberin, setzt sich über die phänomenal singende, auch fortissimo Ausbrüche in den höchsten Lagen nicht scheuende Silvana Dussmann fort und kulminiert bei der textverständlich und ausdrucksstark singenden und sich nie in Sprechgesang oder hässliches Schreien flüchtenden Amme von Tanja Ariane Baumgartner. Nur schon diese drei grossartigen Frauenstimmen machen die Aufführung in Frankfurt zum Ereignis. Doch auch Michael König als Kaiser und Terje Stensvold als gutmütiger Barak brauchen sich hinter den Damen nicht zu verstecken. Die kleineren Rollen sind mit Christiane Karg (Hüter/Falke) und Johannes Martin Kränzle als Geisterbote ebenfalls überdurchschnittlich gut besetzt. Sebastian Weigle dirigierte eine Fassung, die beinahe ohne Striche auskam, was sehr begrüssenswert ist. Zwar vermochte er im ersten Akt einigen Koordinationsproblemen und verwackelten Einsätzen nicht zu entkommen, doch insgesamt spielte das Frankfurter Opern- und Museumsorchester ganz hervorragend auf. Sehr verdienstvoll von Seiten des Dirigenten war, dass er die Stimmen nie in den Klangfluten ertränkte, wie das leider oft geschieht. So blieb die Balance zwischen Graben und Bühne stets gewahrt, instrumentale Solopassagen leuchteten herrlich auf.
Christof Nels eindringliche Personenführung im kargen Betonbunker von Jens Kilian und den an Baby Jane erinnernden Kostümen von Ilse Welter schufen eine Welt der Einengung, der Bedrückung. Kaiserin und Färberin kamen sich so auch äusserlich immer näher, beiden war es verwehrt erwachsen und selbständig zu werden, sie blieben Kindfrauen. So ist dann das Ende auch kein glückliches. Die beiden Paare sind zwar zusammen, doch gefangen im Bunker. Der Blick der beiden Damen schweift sehnsuchtsvoll in die Ferne ...