Pfäffikon: AMICI DELL'ARTE, 31.12.2009
Johan Halvorsen: Einzugsmarsch der Bojaren
Joseph Haydn: Sinfonie Nr. 94 (Surprise)
Georges Bizet: Carmen-Suite Nr. 1
Johann Strauss Sohn: Kaiser-Walzer, op 437
Kritik:
Warum auch in die Ferne (z.B. nach Berlin oder Wien) schweifen, wenn das Gute so nah liegt?!
Das 2007 gegründete und in Pfäffikon (ZH) beheimatete Kammerorchester AMICI DELL'ARTE lud am letzten Tag des Jahres zu seinem Silvesterkonzert in die Katholische Kirche Pfäffikon.
Dirigent und Gründer Marcel Blanchard versteht es immer wieder, durch klug konzipierte Programme zu überraschen. So auch diesmal: Den Anfang machte der „Einzugsmarsch der Bojaren“(komponiert 1896), des norwegischen Spätromantikers Johan Halvorsen: Eine festlich pompöse Einstimmung auf den Abend.
Der österreichische Klassiker Joseph Haydn verstand es in seinen Werken immer wieder, das Publikum zu verdutzen, so auch in seiner Sinfonie Nr. 94, der zweiten seiner so genannten Londoner Sinfonien, welche auch den Untertitel „mit dem Paukenschlag“ trägt. Doch handelt es sich dabei nicht nur um einen Paukenschlag, sondern um einen Fortissimo-Akkord, welcher überraschend (deshalb passt der englische Name der Sinfonie „Surprise“ weitaus besser) in den volksliedhaften zweiten Satz platzt. Marcel Blanchard und sein spielfreudiges Orchester liessen sich diesen Knalleffekt natürlich nicht entgehen. Und tatsächlich schreckte der eine oder andere Zuhörer, der glaubte, sich bei Haydn wohlig zurück lehnen zu können, auf.
Die Höhepunkte seiner Oper CARMEN (1875) hat Georges Bizet in zwei Orchestersuiten zusammengefasst, von welchen das Orchester AMICI DELL'ARTE die erste spielte. Besonders schön gelangen dabei das eröffnende Schicksalsmotiv, das wunderbar zart intonierte Flötensolo im Intermezzo und die Dragons d'Alcalà, mit den immer näher rückenden Trommelwirbeln, bevor dann der Einzug der Toréadors zu einem mitreissenden Abschluss führte.
Doch was wäre ein Silvester-/Neujahrskonzert ohne eine der unsterblichen Melodien von Johann Strauss Sohn? Das dachten sich wohl auch Marcel Blanchard und sein engagiert und differenziert aufspielendes Orchester: Deshalb beschlossen sie ihr schönes Programm mit dem Kaiser-Walzer, op. 437 des Wiener Walzer Königs. Das überaus zahlreich erschienene Publikum bedankte sich mit lang anhaltendem, verdientem Applaus für das beschwingte Einstimmen auf die Silvesternacht, das Orchester seinerseits bedankte sich beim Publikum mit drei Zugaben: Mit der PETERSBURGER SCHLITTENFAHRT von Richard Eilenberg (1848 – 1925), mit dem rasanten Banditengalopp von Johann Strauss Sohn und vom selben Komponisten mit der Polka AUF DER JAGD, mit welcher – was für ein Zufall- auch heute die Wiener Philharmoniker im traditionellen Neujahrskonzert ihren Zugaben-Reigen eröffneten!
Also – warum auch in die Ferne reisen?!
Informationen zum nächsten Konzert und zum Orchester gibt es hier!