Zum Hauptinhalt springen Skip to page footer

Berlin, DOB: LOHENGRIN, 09.02.2010

Erstellt von Kaspar Sannemann | | Lohengrin

©bettina.stoessl mfG

Romantische Oper in drei Aufzügen

Musik: Richar Wagner

Textdichtung vom Komponisten

Uraufführung: 28. August 1850 in Weimar (Dirigent Franz Liszt)

Kurzkritik:

Der Chor der Deutschen Oper Berlin hat in diesen Tagen wahrlich ein Mammutprogramm zu bewältigen: RIENZI, MEISTERSINGERR, TANNHÄUSER, HOLLÄNDER und LOHENGRIN wechseln sich fast täglich ab. In Wagners letzter romantischer Oper, dem LOHENGRIN, ist der Chor ganz besonders gefordert, kommt er doch in allen drei Akten zu grossen Einsätzen. Einmal mehr bewies der Chor der Deutschen Oper Berlin seine ganz grosse Klasse. Abgesehen von einem Einzelpatzer im ersten Aufzug begeisterte er durch Klangschönheit, fundiertem Volumen und differenzierter Gestaltung. Was William Spaulding hier erreicht hat, ist einfach grandios.

Auch das Orchester der Deutschen Oper stattete Wagners Partitur mit herrlichen Klangfarben aus, die heiklen Streicherpassagen mit den geteilten Violinen gerieten sehr sauber. Nur beim ersten Vorspiel hätte man sich zu Beginn noch etwas mehr ätherischen Fluss gewünscht. Doch bedeutet dies ein Mäkeln auf sehr hohem Niveau...Michael Schønwandt am Pult betonte die Bezüge zu Weber, lotete diese romantische Partitur sehr gesanglich aus und gestaltete differenzierte Steigerungen. Dabei blieb der Orchesterklang zwar stets satt, doch wurde er nie überlaut, so dass die SängerInnen nicht zum Forcieren und Schreien gezwungen waren. So kam man auch in den Genuss von beinahe schon exemplarischer Diktion, z.B. von Eike Wilm Schulte als Telramund und Waltraud Meier als sein Weib Ortrud. Dieses böse Paar wurde am Schluss vom Publikum beinahe noch frenetischer gefeiert als das gute. Waltraud Meier gestaltete eine schlicht überwältigende Ortrud, von ihrer stummen und doch so bedrohlichen Präsenz im ersten Akt bis zum Zwiegesang mit Elsa, dieser wohl schönsten Komposition aus Wagners Hand. Gerade dadurch, dass Frau Meier die Ortrud so schön sang, erreichte sie viel mehr an Unheimlichkeit als Kolleginnen, welche die Partie nur hässlich brüllen. Eike Wilm Schulte litt zwar unter der Hässlichkeit seines Kostüms (wie auch Lohengrin selbst) doch seine gesangliche Leistung kann nicht genug gewürdigt werden. Mit bestens fokussiertem Bariton, weichem und doch bestimmten Tonansatz, verlieh er diesem Unsympathen und Weichei bestechendes Profil.  Kristinn Sigmundsson stattete den König Heinrich mit autoritärem, wohlklingenden Bass aus. Seinen stets bereiten Heerrufer sang Markus Brück äusserst souverän.

Bleibt das gute Paar: Die Elsa wurde von Ricarda Merbeth mit warmer, subtil eingesetzter, sehr sauberer Sopranstimme gesungen. Auch bei dynamischen Steigerungen behielt sie die Schönheit ihres Gesangs bei. Es war ein wahrer Genuss ihr zuzuhören. Das konnte man von Ben Heppner in der Titelrolle nicht immer behaupten. Zwar verfügt er über den für diese Rolle notwendigen süsslichen Schmelz in der Stimme, doch störten manchmal etwas gar sorgfältig und dann doch leicht verwackelt angesetzte Töne, Vokalverfärbungen und schwammige Konsonanten. Immerhin: Er hatte Kraft ohne zu brüllen, phrasierte schön und sang einen insgesamt sicheren Schwanenritter. Darstellerisch allerdings war er überhaupt kein strahlender Ritter. Vielleicht lag das an den wirklich unmöglichen Kostümen, welche Peter Sykora seinerzeit für diese Produktion entworfen hatte und die den Schwanenritter manchmal aussehen liessen, wie eine aufgedunsene Tunte in den Röcken von Charlys Tante. Da gäbe es doch Möglichkeiten, auch etwas stämmigere Körper (wie die von Schulte oder Heppner) vorteilhafter einzukleiden.

Die Inszenierung von Götz Friedrich (eben in der Aussstattung von Sykora) gehört nicht zu meinen Lieblingsarbeiten des grossen Meisters. Die wuchtigen, hässlich abstrakten Konstruktionen Sykoras erdrücken das Geschehen streckenweise beinahe. Schön gelöst sind einzig die Auftritte des Schwans. Ansonsten viel weihevolles Schreiten, aber wenig Psychologie. Einzig die beiden Frauen retteten den Abend auch darstellerisch.

Fazit: 

Eine vor allem musikalisch wunderbare Produktion und derjenigen der Staatsoper unter den Linden in vielen Bereichen weit überlegen ...

Wagner gehört ins grosse Haus an der Bismarckstrasse!!!

Zurück