Zürich: ARIADNE AUF NAXOS, 12.02, 15.02 & 19.02.2012
Oper in einem Aufzug nebst Vorspiel (2.Fassung) | Musik: Richard Strauss | Libretto : Hugo von Hofmannsthal | Uraufführung: 04. Oktober 1916 in Wien Aufführungen dieser Wiederaufnahme: 12.2. | 15.2. | 19.2. | 23.2.2012
Kritik:
Es ist ist und bleibt eine der herausragendsten Produktionen aus der reichhaltigen Premierenflut der 21jährigen Intendanz Alexander Pereiras - und dass diese wunderbar feine und tiefsinnige Insznierung zum Ende seiner Ära hin nochmals aufgenommen wird, ist ausserordentlich zu begrüssen - gerade weil der Intendant darin auch selbst mitwirkt, nämlich in der Rolle des Haushofmeisters, einer Rolle, die unterdessen geradezu mit ihm assoziiert wird. Vor knapp sechs Jahren hatte Emily Magee in der Titelrolle mit ihrer wunderbaren Interpretation berührt, 2010 wurde man mit Deborah Voigt nicht so ganz glücklich und gestern Abend nun konnte man in Zürich endlich einmal die wunderbare Ricarda Merbeth erleben - ein vokales Ereignis: Mit geradezu beispielhafter Reinheit der Intonation, die herrlich aufblühenden Strauss'schen Phrasen mit Seele füllend, sang sie die Titelrolle. Dass sie sich auch darstellerisch für bloss eine Vorstellung so feinfühlig in die Inszenierung einfügen konnte, verdient allerhöchste Bewunderung und Verneigung vor einer überragenden Künstlerin. Hoffentlich wird Frau Merbeth unter der neuen Intendanz häufig in Zürich anzutreffen sein - eine Stimme, wie geschaffen für Strauss und Wagner! (Die nächsten drei Vorstellungen wird Nina Stemme übernehmen.) Michael König meisterte die schwierige Partie des Bacchus mit tenoralem Glanz und zeigte keinerlei Mühe mit der unangenehm hohen Tessitura. Die Zerbinetta von Elena Mosuc ist schlicht und einfach begeisternd: Da sitzt jeder noch so hohe Ton, jede Koloratur wird mit grandioser Selbstverständlichkeit ausgeführt, dazu gesellt sich ihr kokettes Spiel, die ausdrucksstarke Mimik - hier kommt "alles zu allem". Michelle Breedt als Komponist ist seit der Premiere dabei - ein grosser Glücksfall. Diese Darstellung des sich zwischen ungestümem Jünglings und eingebildetem Künstler bewegenden jungen Mannes muss man erlebt haben, um die Grossartigkeit ihrer Interpertation zu erfassen. Ebenfalls seit Beginn dabei sind die herrlich singenden und agierenden Eva Liebau, Sandra Trattnigg und Irène Friedli als Najade, Echo und Dryade, Martin Zysset als Scaramuccio und Reinhard Mayr als Truffaldin, die umwerfend "schrägen" Begleiter Zerbinettas. Kresimir Strazanac ist neu als sehr einnehmender, warmstimmiger Harlekin zu erleben, Martin Gantner als Musiklehrer, Michael Laurenz als Tanzmeister und Reinaldo Macias als Brighella ergänzen das nicht nur luxuriös, sondern wahrlich perfekt besetzte Ensemble.
Nach Christoph von Dohnányi und Sir Mark Elder steht nun mit dem umsichtig und äusserst sängerfreundlich dirigierenden Peter Schneider wiederum ein grosser Maestro und hervorragender Anwalt des Oeuvre Richard Strauss' am Pult des mit beeindruckender Sorgfalt musizierenden Orchesters der Oper Zürich.
Dem Zürcher Publikum dürfte es noch stärker bewusst werden, welch musikalisch-szenisches Juwel derzeit auf der Opernhausbühne zu erleben ist.
Zur Inszenierung lesen Sie bitte die Beiträge aus dem Jahr 2006
Vorstellung vom 15.2.12:
Nun war also Nina Stemme an der Reihe in die Rolle der Primadonna/Ariadne zu schlüpfen. Sie malte das Porträt der trauernden Prinzessin mit kräftigeren Farben als Ricarda Merbeth - doch welche unglaubliche Leuchtkraft diese Farben hatten! Die bruchlos geführte, den Raum mit luxuriösem Klang füllende Stimme war ebenfalls ein Ereignis. Ihre Darstellung der verzweifelten Frau ging wahrlich unter die Haut. So weiss man gar nicht recht, welcher Ariadne man den Vorzug geben soll: Der subtil trauernden, ungemein schön und differenziert singenden von Frau Merbeth oder der zum hochdramatischen, doch nie untrontrollierten, Klang neigenden von Frau Stemme. Glücklich kann sich schätzen, wer beide erleben durfte!
Vorstellung vom 19.02.2012:
Das Haus war beinahe bis auf den letzten Platz gefüllt, da es sich um eine Volksvorstellung handelte - das zeigt, dass nicht nur Stars sondern auch günstigere Eintrittspreise eben doch mehr Publikum generieren können. Die Begeisterung am Ende war zu Recht gross. ARIADNE AUF NAXOS ist ein für alle gut zugängliches Werk, vor allem in dieser wunderbaren Inszenierung. Sängerisch kann man wiederum von einer ausserordentlich gelungenen Aufführung berichten, auch wenn Nina Stemmes Stimme nicht mehr mit der gleichen Leichtigkeit anzusprechen schien wie vier Tage zuvor. Dies verleitete die Künstlerin dazu, mit mehr Druck zu singen, was zu einigen volumenmässig zu stark aufgeblähten Phrasen führte. Auch Kresimir Strazanac als Harlekin schien nicht in bester stimmlicher Verfassung zu sein, sein sonst sehr gepflegter Bariton strömte an diesem Abend nicht ganz frei. Alle anderen präsentierten sich unter dem wunderbar auf differenzierten Ausdruck bedachten Dirigat von Peter Schneider erneut in blendender Verfassung.
Inhalt:
Vorspiel: Im Hause des „reichsten Mannes von Wien“ sind die Vorbereitungen zur Uraufführung der Oper Ariadne auf Naxos im Gange. Doch auf Anordnung des unsichtbar bleibenden Mäzens soll die tragische Handlung mit einer Tanzmaskerade von Zerbinettas Truppe verschmolzen werden. Der Komponist ist entsetzt und bricht – trotz eines Liebesintermezzos mit Zerbinetta – zusammen. Doch die Truppe macht sich für die Aufführung bereit.
Oper: Ariadne befindet sich alleine und verlassen auf einer wüsten Insel und trauert ihrer grossen Liebe Theseus nach. Sie sehnt den Tod herbei.
Zerbinetta feuert ein Bekenntnis zur freien Liebe ab – umsonst. Da erscheint der junge Gott Bacchus. Ariadne hält ihn für den Todesboten, er sie für die Zaubererin Circe. Gegenseitiges Verkennen – gegenseitige Verwandlung – Verschmelzung der Seelen.
Zerbinetta kommentiert: „…hingegeben sind wir stumm.“
Musikalische Höhepunkte: Ariosi des Komponisten im Vorspiel, Ariadnes grosse Arien "Ein Schönes war's" und „Es gibt ein Reich“, Zerbinettas Koloraturarie „Grossmächtige Prinzessin“, Schlussduett Ariadne-Bacchus