Zum Hauptinhalt springen Skip to page footer

Berlin, Staatsoper: SIEGFRIED, 26.09.2019

Erstellt von Kaspar Sannemann | | Siegfried

copyright: Monika Rittershaus, mit freundlicher Genehmigung Staatsoper Berlin

Zweiter Tag des Bühnenfestspiels DER RING DES NIBELUNGEN | Musik: Richard Wagner | Textdichtung vom Komponisten | Uraufführung: 16. August 1876, Festspielhaus Bayreuth | Aufführungen in Berlin: 11.9. | 26.9.2019

Kritik:

Inszenierung, Orchester, Dirigat siehe hier

Sänger*innen:

Besser geht es wohl kaum: Andreas Schager (Siegfried), Stephan Rügamer (Mime) und Michael Volle machten den manchmal doch etwas langfädigen ersten Akt von SIEGFRIED zu einem sängerischen und gestalterischen Ereignis. Man war von Beginn weg gepackt von diesen drei Ausnahmestimmen! Fantastisch!!! Dazu Jochen Schmeckenbecher als fieser Alberich und Falk Struckmann als böse grummelnder Fafner - sie allesamt machten den sagenhaftesten Teil der Tetralogie zu einem hoch spannenden Stimmenfest. Allen voran sicher Schager als herrlich unbekümmerter Rocker Siegfried, der das Haus wahrlich mit jeder Phrase rockte, augenzwinkernd und mit einer stupenden Sicherheit in Intonation und Gestaltung (auch wenn sich alles quasi im Fortissimo-Bereich abspielt, aber Andreas Schager ist einer der seltenen Sänger, bei denen man nicht um Stimmschäden fürchten muss, das ist alles von einer umwerfenden Robustheit).

Die Damen haben es schwieriger im SIEGFRIED: Der Waldvogel zirpt nur offstage. Serena Sáenz machte das bezaubernd. Anna Larsson beschwört als Erda das Ende der Götter, bezwingender als im RHEINGOLD. Ganz schwierig wird's im SIEGFRIED für die Brünnhilde: Sie darf erst ganz am Schluss aus ihrem Schlaf geweckt werden und muss dann gleich voll die schwierigsten Passagen meistern, mit Heil dir Sonne, heil dir Licht. Iréne Theorin sang es zu rau, mit zu viel Vibrato, sehr angestrengt und eben auch unterkühlt. Da war das Sei mein aus Schagers Kehle dann doch von anderer Qualität, er scheint selbst nach fünf Stunden auf der Bühne noch über unermessliche Kraftreserven zu verfügen.

 

Inhalt des zweiten Tages:
Der Wälsungenspross Siegfried (Sohn der Geschwister Sieglinde und Siegmund, siehe Walküre) wächst beim Zwerg Mime auf. Dieser will sich Siegfrieds Kraft zunutze machen, um das zerbrochene Schwert Notung wieder neu zu schmieden. Siegfried gelingt dies. Damit tötet er den Riesen Fafner, der sich in einen fürchterlichen Drachen verwandelt hat und den Ring des Nibelungen Alberich hütet. Siegfried bemächtigt sich des Rings und des Tarnhelms, trinkt das Blut des Drachen, wird dadurch hellhörig und versteht nun die Falschheit seines Ziehvaters Mime. Er streckt den Zwerg nieder und schlägt auch dessen Bruder Alberich aus dem Feld, der ebenfalls scharf auf den mächtigen Ring ist. Göttervater Wotan (der Wanderer) hat eben vergeblich Urmutter Erda um Rat gefragt, wie seine Machtsphäre noch zu retten sei. Das Waldvögelein führt Siegfried zur schlafenden Brünnhilde. Wotan versucht noch, Siegfried den Zutritt zum Walkürenfelsen zu verwehren. Vergeblich: Der junge Held zerschlägt den Speer des Göttervaters, bricht damit dessen Macht und erweckt Wotans Tochter Brünnhilde, die den strahlenden Helden jubelnd begrüsst.

Das Werk:
Wagner begann bereits 1856 mit der Komposition des SIEGFRIED, brach aber 1857 die Arbeit im 2. Akt ab (er beschäftigte sich zwischenzeitlich mit TRISTAN UND ISOLDE und den MEISTERSINGERN). Er nahm die Komposition erst 1869 wieder auf und vollendete die Partitur 1871.


Bis zum erlösenden, strahlenden C-Dur Finale des dritten Aktes verwendet Richard Wagner in den ersten beiden Akten eher die düsteren Farben des Orchesters. Besonders die starke Präsenz der Bratschen im ersten Akt ist bemerkenswert. Sie charakterisieren die Heimtücke des Mime. Immer wieder erklingt mit den Tuben das schwarze, bedrohliche Motiv des Drachen Fafner, bevor die Hörner dann den Helden Siegfried feiern. Daneben entbehrt jedoch der erste Akt mit dem rotznasigen jungen Siegfried und dem von Falschheit nur so strotzenden Mime nicht einer gewissen Komik.

Wagners orchestrale Instrumentierungs- und Charakterisierungskunst ist in diesem Werk – trotz eines zehnjährigen Kompositionsunterbruchs – auf dem Höhepunkt angelangt. Das Vorspiel zum dritten Akt verwebt äusserst kunstvoll die vielschichtigen Leitmotive.

Musikalische Höhepunkte:
Notung! Notung! Neidliches Schwert, Siegfried, Akt I
Dich holdes Vöglein, Siegfried, Akt II (Waldweben)
Wohin schleichst du?, Alberich-Mime, Akt II
Vorspiel Akt III
Wache, Wala! Wala erwach!, Wanderer-Erda, Akt III
Selige Öde auf sonniger Höh’, Siegfried Akt III
Heil dir Sonne, heil dir Licht, Brünnhilde Akt III
Ewig war ich, ewig bin ich, Brünnhilde Akt III

Karten

 

Zurück