Zürich, Tonhalle: VIER LETZTE LIEDER ... 04.03.2010
Richard Strauss: Vier letzte Lieder
Richard Strauss: Eine Alpensinfonie, op. 64
Kritik:
Schön, dass die Tonhalle für die kurzfristig erkrankte Sopranistin Camilla Nylund so schnell einen Ersatz finden konnte. Weniger schön, dass es sich dabei ausgerechnet um Deborah Voigt handelte, welche soeben als Strauss' Ariadne im Opernhaus eher enttäuscht hatte. Während Dirigent Jun Märkl und das Tonhalle-Orchester bei den Vier letzten Liedern von Richard Strauss einen weichen, runden Tonansatz - mit äusserst subtil eingefügten klangmalerischen Elementen - pflegten, machte Frau Voigt mit ihrer grossen und blechern-scheppernd klingenden Stimme das Hörerlebnis über weite Strecken zunichte. Der dramatische Sopran von Frau Voigt war an diesem Abend den heiklen und mit differenziert einzusetzender Stimme zu gestaltenden Liedern nicht gewachsen. Einzig in der Mittellage fanden sich Ansätze zur Textgestaltung und tragenden Piani, doch die Höhe wirkte zunehmend problematisch, forciert und intonationsgetrübt. Unschöne, falsch klingende Crescendi (zum Beispiel im FRÜHLING bei "... Wunder") liessen aufschrecken. Die unkaschierten Schärfen und die mangelnde Wärme der Stimme sorgten für einen störenden Kontrast zum sanften Klangteppich, welchen das Orchester und der einfühlsam gestaltende Dirigent ausbreiteten. Trauer, Wehmut, Abschiednehmen und Todesahnung stellten sich leider, leider nur im Orchesterklang ein. Den "freien Flug der Seele" erahnte man nur im traumhaft sanft und einfühlsam gespielten Solo der Violine des Konzertmeisters.
Ungetrübter, begeisternder und mitreissender Hörgenuss stellte sich dafür nach der Pause dieses (kurzen ...) Konzertes ein. Märkl trieb das brillant aufspielende Orchester in Richard Strauss' Tondichtung Eine Alpensinfonie mit Rasanz von der Morgendämmerung über die Alm zum strahlenden C-Dur Gipfel in den Alpen, und durch den aufpeitschenden Sturm und das Gewitter wieder zum ruhig-geheimnisvollen Sonnenuntergang ins Tal. Die fantastisch orchestrierten Naturschilderungen wurden mit packender Opulenz vorgetragen: Kein Wunder, dass Richard Strauss nach dieser, seiner letzten und instrumentationstechnisch vollendetsten, Tondichtung dem Genre den Rücken kehrte.