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Zürich: LA SONNAMBULA (konzertant), 12.05.2019

Erstellt von Kaspar Sannemann | | La Sonnambula

copyright: T+T Fotografie, Toni Suter, mit freundlicher Genehmigung Opernhaus Zürich

Melodramma in zwei Akten | Musik: Vincenzo Bellini | Libretto: Felice Romani | Uraufführung: 6. März 1831 in Mailand | Aufführungen in Zürich: zum letzten Mal heute 12.5.2019

Kurzkritik:

Frenetischer Beifall, Jubel, Bravi-Rufe, standing ovations am Ende dieser konzertanten Aufführung von Bellinis LA SONNAMBULA. Was war passiert? Schlicht und einfach eine Aufführung, die vom ersten Ton an ein glückliches Lächeln auf das Gesicht zu zaubern vermochte, eine Interpretation einer Belcanto-Oper, die man sich perfekter, besser, bewegender und verblüffender kaum vorstellen kann, ohne jegliche Einschränkung. Orchester, Chor, Solistinnen und Solisten und allen voran Maestro Maurizio Benini versprühten bei aller Perfektion eine Innigkeit, ein beseeltes Musizieren und stupende Stimmakrobatik im Dienst des Werks. Man war hin und weg wie schon lange nicht mehr und genoss die Vorteile einer konzertanten Aufführung: Konzentration auf den musikalischen Gehalt, Entdeckungen im oft als simpel bezeichneten Orchestersatz Bellinis, welche Maurizio Benini mit allergrösster Sorgfalt herauszuarbeiten wusste, ohne dabei die Tempi zu verschleppen. Diese SONNAMBULA hatte einen vorwärtsdrängenden Drive ohne Hast. Wunderbare Soli waren da zu vernehmen, des Horns, der Flöte, des Cellos. Perfekt harmonierende Tutti, präzise gesetzte Pizzicati, elegische und tänzerische Phrasen von einnehmender Gestaltungskraft, subtile Dynamik. Auch der Chor der Oper Zürich (einstudiert von Ernst Raffelsberger) versprühte eine federnde, austarierte Dynamik, markierte wunderbar sonore Präsenz.

Die Solistinnen und Solisten sangen allesamt wie von einem anderen Stern, man kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Pretty Yende war als Amina fulminant, servierte Koloraturen und Fiorituren von überirdischer Klarheit und Brillanz, legte ungeahnte Möglichkeiten der menschlichen Stimme offen, die einen regelrecht vom Hocker rissen. Doch auch ihre lyrischen Passagen waren von beglückender Schönheit, auch sie spielte wunderbar und subtil auf der Klaviatur der dynamischen Gestaltung. Ihr eifersüchtiger Geliebter Elvino wurde verkörpert von Lawrence Brownlee und stand ihr punkto Fulminanz, Höhensicherheit und Phrasierungskunst in nichts nach. Ein besseres Paar in diesen beiden schwierigen Rollen kann man zur Zeit weltweit wohl nirgends erleben. Zum Niederknien alle beide. Aufsehen erregend aber auch Sen Guo als umtriebige Lisa. Auch sie bezauberte und begeisterte mit Koloratur gespickten Überraschungen in ihren beiden Ariosi und war überaus witzig in ihrer Darstellung (obwohl konzertant, vermochte sie das Bühnentier in ihr nicht zu verbergen – hervorragend!). Sie bereicherte die Ensembles mit ihrer herrlichen Sopranstimme aufs Wunderschönste. Kyle Ketelsen war ein blendend aussehender, nonchalanter Graf Rodolfo, der mit seinem weich und rund geführten Bass die Rolle perfekt ausfüllte. Als Teresa hatte Frederika Brillembourg im zweiten Teil einen einnehmenden Auftritt. Ihre warme Mezzosopranstimme passte wunderbar zu dieser besorgten Mutterfigur. Ildo Song als Alessio und Omer Kobiljak als Notar füllten die beiden kleineren Rollen mehr als adäquat aus.

Ich kann mich nicht an eine ähnlich stark bejubelte szenische Opernaufführung an diesem Haus in den letzten Jahren erinnern. Anlass zu Gedankenspielen???

P.S. Entgegen meiner Eindrücke bei der szenischen LA SONNAMBULA an der Deutschen Oper Berlin hatte ich bei dieser konzertanten Wiedergabe in keinem Moment das Gefühl, die Oper habe Längen. Hm... .

Inhalt:

Ort: Ein Dorf in den Schweizer Bergen

Amina, die schöne Adoptivtochter der Müllerin Teresa, und der wohlhabende Bauer Elvino wollen heiraten. Amina wird auf dem Dorfplatz vom Chor der Dorfbewohner begrüsst, nur Lisa, die Wirtin der Dorfschenke, ist eifersüchtig, da sie selber in Elvino verliebt ist (den in sie verliebten Alessio weist sie zurück). Als Elvino mit einem Notar eintrifft und Amina den Ring an den Finger stecken will, taucht Graf Rodolfo inkognito auf. Er ist der neue Feudalherr des Ortes, war aber lange fort. Er macht der hübschen Amina Komplimente. Elvino zieht sich eifersüchtig-beleidigt zurück. Teresa warnt vor dem nächtlichen Gespenst, welches in letzter Zeit im Dorf gesichtet wurde.

Im Gasthof besucht Lisa Rodolfo auf dessen Zimmer, gerade als die schlafwandelnde Amina eintritt, und auf ein Sofa sinkt. Lisa versteckt sich und Amina wird von den Dorfbewohnern in Gegenwart des verwirrten Rodolfo gefunden. All ihre Unschuldsbeteuerungen nutzen nichts und sie wird von Elvino verstossen.

Trotz der Versöhnungsversuche des Grafen bleibt Elvino stur. Er wirft Amina ihre Treulosigkeit vor und will nun Lisa heiraten. Auf dem Weg zur Hochzeit konfrontiert Teresa Lisa mit deren Umhang, welcher in Rodolfos Zimmer gefunden wurde. Elvino gerät erneut in Zorn und lässt auch diese Hochzeit platzen. Nach Einbruch der Dunkelheit taucht Amina schlafwandelnd vor den Dorfbewohnern auf einem Dach auf. Sie gesteht Elvino - immer noch schlafwandelnd - ihre Liebe. Dieser erkennt seinen Irrtum. Auf Geheiss des Grafen streift er Amina den Verlobungsring wieder über. Happy End?

Werk:

LA SONNAMBULA gehört zu den populärsten Opern Bellinis. Sie enthält mit der Amina eine Paraderolle für einen lyrischen Koloratursopran: Der Reigen der berühmten Interpretinnen reicht von Giuditta Pasta (Uraufführung) zu Jenny Lind und Maria Malibran. Im letzten Jahrhundert feierten Maria Callas, Joan Sutherland, Toti dal Monte und Edita Gruberova mit der Rolle Triumphe. Es existiert eine kriitische Neuedition von Alessandro Roccatagliati und Luca Zoppelli, welche z.B. 2008 von Cecilia Bartoli (Leitung Thomas Hengelbrock) in Baden-Baden aufgeführt wurde und auch der Einspielung von Natalie Dessay (Pidó) zugrunde liegt.

Die durchgehend lyrische Grundstimmung des Werks wird nur durch wenige buffoneske Einschübe durchbrochen.

Karten

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