Aalborg, Musikkens Hus: LUCAS & ARTHUR JUSSEN, Rezital, 29.04.2023
Wolfgang Amadeus Mozart: Sonate 4 hd. i C-dur
Franz Schubert: Rondo 4 hd. i A-dur
Frédéric Chopin: Rondo i C-dur for 2 klaverer
Dmitrij Sjostakovitj: Concertino i a-mol for 2 klaverer
Sergej Rachmaninov: Suite nr. 2 for 2 klaverer
Kurzkritik:
Frech attackierend stiegen Lucas und Arthur Jussen in den Abend ein, spielten Mozarts C-Dur Sonate KV 521 für Klavier zu vier Händen mit musikantischer Verve, jenseits aller Rokoko-Lieblichkeit; das klang frisch und ungestüm vorwärtsdrängend, eine Komposition aus Mozarts Spätwerk, in die Zeit des Sturm und Drang weisend. Doch nicht nur die Attacke in den Ecksätzen begeisterte, auch der ruhigere Fluss im Andante gelang einnehmend in seiner Lyrik. Das pianistisch vertrackte Rondo Opus 107 von Franz Schubert spielten sie ebenfalls vierhändig, mit souveräner Selbstverständlichkeit, bevor sie einander gegenüber an zwei Flügeln Platz nahmen und in geradezu aberwitzigen Tempo Chopins Opus Posthumus 73, das Rondo in C-Dur, in perfekter Abstimmung und mit grandioser Fulminanz perlen ließen. Oh wow, das klang schon beinahe wie ein mitreißender Reggae. Irre! So wurde man beschwingt in die Pause entlassen - um danach in einen unfassbaren Klangrausch einzutauchen, der von der Spätromantik in die Moderne wies. Erst mit Schostakowitschs Concertino in a-Moll für zwei Klaviere, denen die Brüder Jussen ein immenses klangliches Spektrum entlockten, eine Farbenpracht, die eines Orchesters würdig gewesen wäre. Genau wie danach bei Rachmaninows Suite Nr. 2 für zwei Klaviere Opus 17. Das Schwelgen in spätromantischen Stimmungen gelang dabei genauso überwältigend wie die scharfen Rhythmen und die orgiastische Ekstase! Die gedankliche, interpretatorische und musikalische Harmonie der beiden Brüder ist frappierend und löste zu Recht Bravi-Rufe und stehenden Applaus aus. Doch damit nicht genug: Mit der als Zugabe fulminant und feurig gespielten FLEDERMAUS-Transkription des in der Schweiz aufgewachsenen Pianisten und Komponisten Igor Roma, rissen Lucas und Arthur Jussen die Zuhörer*innen erneut von den Stühlen. Die beiden sind wahrliche Meister ihrer Kunst, das hat oft etwas zirzensisch Artistisches, allerdings stets musikalisch und künstlerisch stimmig und ohne selbtverliebten Narzissmus dargeboten. Schlicht sensationell, aufregend und trotzdem mit geschmacklich sicherem Instinkt präsentiert. Klassik auf allerhöchstem Niveau für das Hier und Jetzt!