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Zürich, Bernhard-Theater: THE SOUND OF MUSIC, 20.03.2014

Erstellt von Kaspar Sannemann | | The Sound of Music

copyright: Estrich Theater, mit freundlicher Genehmigung

Musical | Musik: Richard Rogers | Text: Oscar Hammerstein II | Uraufführung: 16.11.1959 in New York | Aufführungen in Zürich: 22.3. | 26.3. | 27.3. | 28.3. | 29.3.2014

Kritik:

Selbstverständlich kann man die "kitschigen" Aspekte des Erfolgsmusicals aus den 60er Jahren (und die äusserst erfolgreiche Verfilmung mit Julie Andrews aus dem Jahre 1965) aus heutiger Sicht belächeln. Doch welch grandiose Musik hat Richard Rogers zu den Texten von Oscar Hammerstein geschrieben - und wenn dann eine Aufführung noch eine solche szenische und vor allem musikalische Qualität erreicht, wie sie das ESTRICH THEATER nun in Zürich präsentiert, dann darf ruhig auch mal eine kleine Träne der Rührung fliessen.

Die aus Amateuren zusammengesetzte Gruppe des ESTRICH - Ensembles begeistert mit makellosen Gesangsleistungen bis in die kleinste Rolle hinein. Die Darstellerinnen und Darsteller verfügen zudem über eine Bühnenpräsenz und eine darstellerische Hingabe, wie man sie (auch an Profi-Bühnen) nur selten erlebt. Die Inszenierung von Susanne Zürrer im schlichten, aber geschmackvollen und die Szenenwechsel effizient ermöglichenden Bühnenbild von Peter Nüesch und mit den wunderbar passenden und liebevoll gearbeiteten Kostümen von Evelyn Maria Thell ist von einer Frische und Spielfreude geprägt, welche den ganzen Abend hindurch keinen Moment nachlässt. Die Choreographie von Linda Trolese glänzt mit natürlicher, unaufgesetzter Stimmigkeit und Präzision.

Sarah Hediger ist eine Traumbesetzung als Maria: Ihre wunderbar fokussierte, klare und einnehmend timbrierte Stimme passt geradezu ideal zur singenden - und dann liebenden - Nonne. Mit ihrem frischen und humorvollen Spiel nimmt sie nicht nur die Herzen der Trapp-Kinder und des Kapitäns Georg von Trapp im Nu ein, sondern singt und spielt sich auch vom ersten Auftritt an in die Herzen der ZuschauerInnen. Ja, diese Trapp-Kinder muss man erlebt haben: Von der 6jährigen Gretel bis zur 16 Jahre alten Liesel sind sie allesamt hervorragend ihrem Alter entsprechend besetzt. Die Spielfreude, die Präzision in den Choreographien, die Reinheit der Intonation in den Songs, die Lust, der Humor - ausnahmslos riesige Talente! (Ladina Huber, Balts Berger, Annika Leitner, Benjamin D'Uscio, Fiorella Bühler, Kim-Lisa Imwinkelried, Melina Thalmann werden als Erstbesetzung im Programmheft genannt, wer an der von mir besuchten Vorstellung wirklich gespielt hat, wurde leider nicht mitgeteilt). Der gestrenge Vater dieser Halbwaisen, Kapitän von Trapp, wird von Andreas Wuffli mit markantem Bass verkörpert. Sehr einsichtig gestaltet er seinen Lernprozess, seine aufrechte Haltung gegenüber der aufkeimenden Nazi-Begeisterung seiner österreichischen Landsleute. Und bei seinem Edelweiss bleibt dann kaum mehr ein Auge trocken, auch sein eigenes nicht ... . Sehr träf charakterisieren Carol Wiedmer die Haushälterin und Mario Baumann den Diener. Auf der Seite der "angepassten" Mitläufer der Nazis agieren Daniela Brodbeck (als Elsa), Patrik Süess (als Max Detweiler) und Andreas Schiller als Rolf, der Verehrer Liesels, welcher sich immer stärker von der braunen Diktatur vereinnahmen lässt, doch am Ende in einem grossartig inszenierten, kurzen Moment Empathie beweist und so der Trapp-Familie zur Flucht verhilft. Neben diesen Mitläufern gibt es aber auch noch die deutschfreundlich schreienden Schergen des Regimes, welche ungeschminkt die hässliche Fratze des Regimes nach dem Anschluss Österreichs zeigen.

Eine ganz andere Welt begegnet uns zu Beginn des Stücks, zu Beginn des zweiten Teils und am Ende: Die Welt des Stifts. Der eröffnende, himmlisch rein intonierte Gesang der Nonnen, die lustige Charakterisierung der einzelnen Schwestern (Marisa Zweifel, Carol Wiedmer, Herbertina Neck) und vor allem die intelligente Güte der Mutter Oberin werden überaus liebevoll gezeichnet. Rosey Streicher als Mutter Oberin ist es dann auch vergönnt einen der ganz grossen, zeitlosen Hits des Musicals zu präsentieren: Climb every mountain (Über die Berge). Und wie sie das tut, mit dieser Intensität des Ausdrucks und des Aufblühens ihrer fantastisch warmen Stimme, das ist dann wirklich nur noch zum Niederknien.

Begleitet werden die DarstellerInnen von neun einfühlsam und sehr musikalisch spielenden MusikerInnen und Musikern unter der Leitung von Lorenz Ulrich. ein grosses Kränzchen muss man auch den Tonmeistern widmen, welche für ein sehr transparent ausbalanciertes Klangbild sorgen. Endlich mal ein Musical-Genuss, welcher nicht durch masslose Übersteuerung ärgert!

Fazit: Nicht verpassen!

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