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Berlin, Staatsballett: DER NUSSKNACKER, 26.11.2015

Erstellt von Kaspar Sannemann | | Der Nussknacker

copyright: Bettina Stoess, mit freundlicher Genehmigung Staatsballett Berlin

Ballett in einem bis drei Akten, je nach Fassung ,mit Prolog und Epilog | Musik: Pjotr Iljitsch Tschaikowski | Libretto: Marius Petipa | Uraufführung: 18. Dezember 1892 in St.Petersburg | Aufführungen in Berlin, Deutsche Oper: 26.11. | 29.11. | 15.12. | 16.12. | 25.12. | 30.12. 2015 | 1.1.2016

Kritik: 

Wie eines dieser märchenhaften, gigantischen 3D Bilderbücher, die wir als Kinder so geliebt haben, öffnet sich diese NUSSKNACKER-Produktion des Staatsballetts Berlin auf der Bühne der Deutschen Oper. Sie zieht Kinder und Erwachsene (die das Staunen noch nicht verlernt haben) gleichermaßen in ihren bonbonfarbenen Bann. Das detailreiche Bühnenbild von Andri Voytenko beruht auf den originalen Entwürfen zur Uraufführung von Konstantin M. Iwanow und Michail A. Botscharow. Die überaus sorgfältig und prachtvoll gearbeiteten Kostüme stammen von Tatiana Noginova und lehnen sich ebenfalls eng an die ursprünglichen Entwürfe von Iwan A. Wsewoloshki von 1892 für das Mariinski-Theater St.Petersburg an. Die beiden Choreographen Vasily Medvedev und Yuri Burlaka haben in präziser Forschungsarbeit die Originalchoreographie von Lew Iwanow rekonstruiert und sie liebevoll zu neuem Leben erweckt. Die gesamte Produktion, vom verschneiten Beginn im mittelalterlichen deutschen Städtchen bis zur Goldregen-Apotheose auf der Konfitürenburg, ist von einer überwältigenden Detailtreue geprägt, einer überzuckerten Ästhetik, welche man auf heutigen Bühnen nicht mehr für möglich gehalten hat – und in die man sich nach all den unzähligen verkopften  und pseudo-psychologisch aktualisierten Inszenierungen noch so gerne hineinziehen lässt. Böse Zungen könnten behaupten, das sei Kitsch in Reinkultur. Sei’s drum – ich habe dieses Ballett von A-Z genossen.

Punkten kann diese Ballett-Féerie vor allem auch damit, dass sie die vielen Kinder-Szenen eben auch von Kindern tanzen lässt und dies in einer Perfektion, vor der man sich nur verneigen kann. Was die Schülerinnen und Schüler der Staatlichen Ballettschule hier an tänzerischem Können, Koordination und vor allem auch an pantomimischer Kunst zeigen, verdient allergrößte Hochachtung. Als Kinder auf dem Weihnachtsfest bei Familie Silberhaus, als kleine Mäuse und Zinnsoldaten und als Kinder der Mère Gigogne brillieren die jungen Tänzerinnen und Tänzer. Herausragende Darstellungen liefern Frieda Kaden als kleine Clara und Giacomo Repetti als überaus witziger, lausbübischer Fritz. Sie beide tanzen mit einem darstellerischen Feuer, das ansteckend und begeisternd wirkt. Das machen natürlich auch die „Grossen“ des Staatsballetts Berlin: Michael Banzhaf gibt einen Drosselmayer mit starker, zwischen gütig und leicht unheimlich changierender Bühnenpräsenz, Arshak Ghalumyan einen athletischen Mäusekönig. Mit stupender Technik vollführt Krasina Pavlova als (im Traum gereifte) Clara/Fée dragée ihre Variationen auf der Spitze, bezaubert mit perfekten Pirouetten und begeistert im grand Pas de deux zusammen mit ihrem Prinzen Coqueluche, der von Mikhail Kaniskin mit raumgreifenden Sprüngen und furiosen Fouettés getanzt wird. Wunderbar gearbeitet und ausgeführt sind die verschiedenen Tänze im großen Divertissement des zweiten Aktes, die Danse espagnole (mit Sarah Mestrovic), die Danse orientale (mit dem kraftstrotzenden Federico Spallitta), die herrlich witzige Danse chinoise (mit Marina Kanno und Vladislav Marinov), die Danse des bouffons (mit dem fantastisch leichtfüßigen Alexander Shpak), die witzig choreographierte Danse des mirlitons (Stephanie Geenwald, Maria Boumpouli, Lisa Breuker, Weronika Fodyma, Aoi Suyama) und natürlich die umwerfende Mère Gigogne (Martin Szymanski), unter deren gigantischem Reifrock die bezaubernden Schülerinnen der Staatlichen Ballettschule hervorschlüpfen. Begeisternd auch die beiden großen Ensembleszenen des Corps, der Tanz der Schneeflocken im verschneiten Winterwald-Bild am Ende des ersten Aktes und der „Blütentraum in Gold“, der Blumenwalzer im zweiten Akt.

Robert Reimer dirigierte das wunderschön aufspielende Orchester der Deutschen Oper Berlin. Gemeinsam sorgten sie für einen süffigen und doch transparent luftig daherkommenden Tschaikowsky-Sound und umschmeichelten mit den unsterblichen Melodien das Ohr.

 

Fazit: Allen zu empfehlen, die das Staunen noch nicht verlernt haben, oder die es wieder einmal tun möchten!

Inhalt:

Am Heiligabend verteilt der Rat Drosselmeyer den Kindern der Familie Silberhaus Geschenke. Aus riesigen Kisten steigen Puppen, von denen insbesondere Drosselmeyers Patenkind Clara fasziniert ist: Ein Prinz, eine Prinzessin, ein Mäusekönig – und ein Nussknacker. Beim Streit mit ihrem Bruder Fritz um diesen Nussknacker zerbricht diese Puppe. Drosselmeyer flickt ihn wieder zusammen und Clara nimmt ihn zu sich ins Bett.

Als alle schlafen, schleicht sich Clara mit dem Nussknacker unter dem Arm zum Weihnachtsbaum zurück. Plötzlich hört sie das Geräusch raschelnder Mäuse. Schon bald wimmelt es im Zimmer von Mäusen, Clara sucht Schutz im Sessel ihrer Grossmutter. Der Mäusekönig erscheint. Zinnsoldaten marschieren auf und zwischen ihnen und den Mäusen kommt es zum Kampf. Als selbst der Nussknacker unter den Attacken der Mäuse verletzt wird, wirft Clara einen Schuh gegen den Mäusekönig. Dieser fällt. Clara weint um ihren verletzten Nussknacker. Da erscheint Drossemmeyer und verwandelt den Nussknacker in den Prinzen Coqueluche. Er schickt Clara und den Prinzen auf Reisen, erst in einen Winterwald, dann geht es in Begleitung von Engeln weiter zur Konfitürenburg, wo sie von der Feenkönigin erwartet werden, welche sich als Mutter des Prinzen Coquluche herausstellt. Die Feenkönigin verleiht Clara die Würde der Fée dragée, als sie erfährt, dass Clara ihren Sohn vor den Angriffen des Mäusekönigs gerettet hat. Die Festlichkeiten auf der Konfitürenburg beginnen, Drosselmeyer inszeniert als Zeremonienmeister zauberhafte Tänze. Die Festlichkeiten kulminieren in der Krönung der Fée dragée und des Prinzen Coqueluche. Drosselmeyer verlässt die Konfitürenburg und bricht auf zu neuen Wundertaten ... .

Werk:

Tschaikowskis DER NUSSKNACKER gehört heutzutage zu den populärsten Handlungsballetten, nicht nur des russischen Komponisten, sondern der gesamten Ballettliteratur, insbesondere erfreuen sich natürlich Aufführungen zur Advents- und Weihnachtszeit grosser Beliebtheit. Für das neue Ballett fand Tschaikowski seine Inspiration in E.T.A. Hoffmanns Märchen Nussknacker und Mäusekönig und in einem Theaterstück, welches sein Bruder Modest für die Kinder seiner Schwester geschrieben hatte.

Erstaunlicherweise war die Uraufführung in der Choreographie von Lev Ivanov kein überwältigender Erfolg, die Kritiken sehr abfällig. Doch schliesslich hat sich das wunderbare Ballett mit seiner unsterblichen Melodienfülle und der zauberhaften tänzerischen Substanz doch durchgesetzt, und wem sind sie nicht vertraut, der Schneeflockenwalzer, der Tanz der Zuckerfee, der Tanz der Rohrflöten, der Blumenwalzer u.v.a.m. In der Partitur verwendet Tschaikowski auch erstmals die Celesta, ein Instrument, welches er während einer Reise nach Paris entdeckt hatte.

Populär wurde auch die Orchestersuite, welche Tschaikowski aus den schönsten Nummern des Balletts zusammengestellt hatte. Walt Disney verwendete daraus Musik für seinen Zeichentrickfilm Fantasia. Auch in Episoden von Tom und Jerry oder The Simpsons taucht Musik aus dem Nussknacker auf. Selbst in der Pop Musik haben Melodien aus Tschaikowskis NUSSKNACKER Einzug gehalten, von Duke Ellington über Emerson, Lake & Palmer bis zu den Pet Shop Boys.

Karten

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