Zürich: TEATRO MINIMO, 25.01.2009
Kompositionswettbewerb im Opernhaus Zürich
Drei Uraufführungen von Kurzopern - nur noch eine Vorstellung um den Gewinner des Wettbewerbs kennen zu lernen: Anno Schreier!
Premiere: 25. Januar 2009
Uraufführungen von drei Kurzopern:
Erin Gee: SLEEP
Anno Schreier: HINTER MASKEN
Elena Langer: THE PRESENT
Nur drei Vorstellungen (alle zu Volksvorstellungspreisen):
Uraufführung: 25. Januar 2009
26. Januar 2009, 31. Januar 2009
Kritik:
SLEEP von Erin Gee:
Dieses Werk kam beim Publikum am schlechtesten an. Die Komponistin betätigte sich selbst als „The voice“. Ihre virtuosen lautmalerischen Effekte an zwei Mikrofonen spiegelten sich aber nicht im Orchester, entwickelten sich auch nicht fort. Dazu kam ein eher esoterisch angehauchter Text, welcher von Morgan Moody gekonnt deklamiert wurde. Mit Gesang im herkömmlichen Sinne hatte dies nichts mehr zu tun. So entstand – dem Titel angemessen – eine einschläfernde Klangkulisse, begleitet von schönen, aber eher trivialen Videoprojektionen. Immerhin: Aus dem Orchestergraben erklangen die wunderbaren Vokalsolisten des Vokalensembles Zürich.
Der Hauptdarsteller zieht sich aus und wieder an. Na ja … Als Installation in einem Museum vielleicht noch zu ertragen, auf eine Opernbühne gehört das Werk definitiv nicht, man wundert sich, dass die Verantwortlichen diesen Beitrag aufgenommen haben.
Erin Gee erhält den Auftrag zur Komposition eines grösseren Orchesterwerks.
HINTER MASKEN von Anno Schreier:
Nach Meinung des Kritikers das vielschichtigste und auch musikalisch spannendste Werk des Abends. Ein Mann wird von zwei Polizisten verhört, immer wieder erklingt in wunderbar traurig klagenden Vokalisen die Stimme seiner Frau, herrlich gesungen von Sen Guo. Was genau passiert ist, erfahren wir nur andeutungsweise. War es Mord, Vergewaltigung? Vielleicht wird es niemals morgen … Ein Schweben zwischen Traum und Realität. Rätselhafte Kindfrauen, die wie die Money Girls aus der Fernsehsendung DEAL OR NO DEAL daherkommen und gockelhafte männliche Wesen bebildern die Männerfantasien des Intermezzos.
Im Orchester unter der kompetenten Leitung von Zsolt Hamar wechseln raffinierte Schlagzeug Passagen mit dramatischer Musik der Bläser und Streicher.
Anno Schreier gewinnt den Wettbewerb, ihr art-tv Kritiker lag also richtig mit seinem Favoriten!
THE PRESENT von Elena Langer:
Ein alter Mann ist an Alzheimer erkrankt, seine Frau verzweifelt. Sie erinnert sich an bessere Tage, trauert der glücklichen Vergangenheit nach. Die Kinder und Enkel sitzen relativ unbeteiligt im Wohnzimmer. Ein Pflegerin und ihre angsterfüllte Tochter kümmern sich um den Alten. Dank den grossartigen Sängerinnen (Irène Friedli, Margret Chalker, Rebecca Olvera) und der eindrücklichen Leistung von David Geary in der Sprechrolle des Alten, wird dieses Stück zu einem bewegenden Psychogramm. In einem Choral, mit den glockenklaren Stimmen von Anna Steiner und Susann Kalauka aus dem Orchestergraben, lösen sich die Worte in einzelne sinnentleerte Laute auf, die Musik verklingt bis zur Lautlosigkeit. Sehr schön gemacht.
Elena Langer gewinnt den Publikumspreis und erhält den Auftrag für ein Kammermusikwerk.
Fazit:
Es lohnt durchaus, sich auf neue Hörerlebnisse einzulassen. Viel Aufwand für nur drei Vorstellungen. Das Publikum müsste konsequenter mit neuer Musik konfrontiert und darauf neugierig gemacht werden.