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Zürich: FRANK BRIDGE VARIATIONS | DER FEUERVOGEL, 27.03.2010

Erstellt von Kaspar Sannemann | | Der Feuervogel | Frank Bridge Variations

©Peter Schnetz, mit freundlicher Genehmigung Opernhaus Zürich

Frank Bridge Variations

Ballett

Musik: Benjamin Britten

Choreographie: Hans van Maanen

Uraufführung: 18 März 2005 in Amsterdam

Der Feuervogel

Ballett von Heinz Spoerli

Musik: Igor Strawinsky

Uraufführung: 25. Juni 1910 in Paris (Choreographie: Michail Fokin)

Aufführungen in Zürich:

27.3. | 28.3.| 1.4. | 11.4. | 15.4. | 16.4.| 27.5. | 5.6. | 20.6.2010

Kritik:

Ein Ballettabend mit zwei Teilen, die unterschiedlicher kaum sein könnten, zusammengehalten von qualitativ hochstehender Musik aus dem ersten Drittel des 20. Jahrhunderts. Im ersten Teil erfreut man sich an Hans van Maanens von immenser Musikalität erfüllter, kristallklarer und mit bezaubernder Leichtigkeit getanzter Choreographie zu Brittens FRANK BRIDGE VARIATIONS. Fünf Paare begegnen sich, gleiten wunderbar geräuschlos dahin, es gibt kaum Hebungen oder Sprünge, die engen Trikots in metallisch glänzendem dezentem Rot und Grün betonen die sanft fliessenden Bewegungen der Körper, abgewinkelte Armhaltungen, gespreizte Hände sorgen für Ausdruck, geballte Körperspannungen lösen sich weich fliessend wieder auf. Yen Han und Iker Murillo, Nora Dörig und Vahe Martirosyan meistern die Pas de deux mit fantastischer Agilität und Souplesse, zusammen mit den drei anderen Paaren schreiten sie im Trauermarsch verlässlich und still Seite an Seite schier endlos über die Bühne. Ein starker Moment einer grossartigen, stimmigen Choreographie, von Keso Dekker nur mit leicht changierenden einfarbigen Hintergrundprospekten ausgestattet und von Martin Gebhardt mit spannenden Lichteffekten versehen.

Nach der Pause Strawinskys FEUERVOGEL: Die Kostüme stammen ebenfalls von Dekker, das Bühnenbild von Roland Aeschlimann und die Choreographie von Ballettdirektor Heinz Spoerli. Ein starker Beginn in Kastschejs Zaubergarten (trotz unheimlich vieler ungeniert laut hustender Zuschauer im Saal, welche Strawinskys so geheimnisvoll aus den Tiefen aufsteigende Introduktion rücksichtslos übertönten!!!). Pflanzliche Wesen bedrängen den Prinzen Iwan (sauber getanzt aber nicht von allzu grosser Bühnenpräsenz: Arsen Mehrabyan). Es kommt zu einfallsreichen Formationen, von Irrlichtern beleuchtet (für die geniale Lichtgestaltung zeichnet wieder Martin Gebhardt verantwortlich) erblickt man schon den riesigen Vogelkäfig, welchen Roland Aeschlimann auf die Hinterbühne stellen liess. Unheimlich erscheint darin der Schatten Kastschejs (von bedrohlicher Intensität und mit weit ausgreifenden Sprüngen Arman Grigoryan). Doch nach diesem starken Beginn verflacht die Choreographie zusehends, die Geschichte wird spannungsarm erzählt, die Reigen der gefangenen Prinzessinn wirken betulich und bieder, die Auftritte des Feuervogels (schön getanzt von Aliya Tanykpayeva), seine Gefangennahme, sein Flehen und die anschliessende Freilassung lassen kalt. Erst mit dem Auftritt von Kastschej und seinem Gefolge kommt wieder Spannung auf, die martialischen Tänze sind gespickt mit wagemutigen Stunts und akrobatischen Einlagen. Sehr gelungen auch die Idee, Kastschej wie Sauron aus dem HERR DER RINGE von fünf schwarzen Furien umgeben zu lassen, die an Nazguls erinnern. Die Auseinandersetzung zwischen Kastschej und Iwan auf dem Gerüst des Riesenkäfigs ist verschenkt, da sie zu weit im Bühnenhintergrund vor sich geht und damit für einige Zuschauer nicht zu sehen ist. Von kaum zu überbietender Hässlichkeit dann leider die Schlussapotheose: Der fallende grell-violett glänzende Vorhang, welcher Iwan und der Zarewna (Viktorina Kapitonova) zu götterähnlichen Umhängen dient, die nicht ganz aus ihrer Versteinerung erlösten Ritter, welche an wandelnde Tannenbäumchen erinnern und die glitzernden Zarenkrönchen in der Form des Vogelkäfigs. Insgesamt muss man leider feststellen, dass dieser FEUERVOGEL nicht zu den stärksten Arbeiten Spoerlis gehört.

Ganz stark hingegen die Klänge, welche aus dem Orchestergraben aufsteigen. Zsolt Hamar und das Orchester der Oper Zürich fühlen sich in Brittens mit höchster Präzision und Sanftheit gespielten VARIATIONS für Streichorchester (herausragend zum Beispiel die sehr präsenten Bassgeigen) hervorragend ein und evozieren differenziert die unterschiedlichsten Stimmungen im FEUERVOGEL, vom Unheimlichen und Bedrohenden, zum Volksliedhaften und Martialischen. Trotz wuchtiger Klangballungen bei Kastschej und seinem Gefolge, wirkt das Orchester stets transparent und vermeidet breiiges Dröhnen.

Fazit:

Begeisternd Hans van Maanen – leise Enttäuschung bei Spoerli!

Werk I: (Frank Bridge Variations)

Benjamin Brittens suitenartge Variationen für Streichorchester entstanden auf ein Thema, welches Brittens Lehrer Frank Bridge in einem Streichquartett verwendet hatte. Die Variationen Brittens stellen eine Hommage an seinen Lehrer und Förderer dar und entstanden im Jahre 1937. Mit ironischen Brechungen stattet Britten diesen Streifzug durch die Epochen aus und legt den bekannten Britten'schen Schleier der leichten Melancholie über das Werk. In Hans van Maanens Choreographie lässt sich keine konkrete Handlung dingfest machen, wie oft im Tanz geht es aber um Paare, welche sich suchen und finden, sich annähern und aufeinander reagieren.

Werk II: (Der Feuervogel)

DER FEUERVOGEL ist ein Auftragswerk an Strawinsky vom russischen Mäzen und Impresario des Ensembles „Ballets Russes“, Sergej Dhiaghilew. Die Uraufführung im Pariser Palais Garnier wurde begeistert aufgenommen. Seither gehört der FEUERVOGEL zu den Grundpfeilern des klassischen Ballettrepertoires. Wendungen herber Chromatik und ausdrucksstarker rhythmischer Brutalität wechseln sich in Strawinskys Partitur mit flirrenden, geheimnisvollen Streicherklängen und folkloristisch angehauchten Melodien. Strawinskys schon in seinem Frühwerk (wozu der FEUERVOGEL zählt) ausgeprägte Instrumentationskunst verleiht der Musik ein farbenprächtiges, in manchen Facetten schillerndes Gewand. Die ungeheure Kraftentfaltung des Orchesters im so genannten „Höllentanz“ nimmt die Ekstasen des „Sacre du printemps“ vorweg.

Inhalt: Prinz Iwan gewinnt aus Mitleid Kraft und kann so die Welt (und die gefangenen Prinzessinnen und die Zarewna) von der Bosheit des Zauberers Kastschej befreien. Als Dank dafür, dass er den im Auftrag seines Vaters gefangenen Feuervogel wieder frei lässt, erhält er von diesem Hilfe in höchster Not. Das Gute siegt über das Böse.

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