Zürich: ERNANI, 11.09.2009
Oper in vier Akten
Musik: Giuseppe Verdi
Libretto: Francesco Maria Piave, nach Victor Hugo
Uraufführung: 9. März 1844 in Venedig
Aufführungen in Zürich: 4.9. | 6.9. | 11.9.| 13.9. 2009
Ein Fest schöner, aber auch lauter Stimmen, bescherte die Wiederaufnahme der Inszenierung von Grischa Asagaroff aus dem Jahre 1997. Nello Santi stand am Pult, und wie immer wenn der inzwischen 78jährige Maestro in Zürich auftritt, fliegen ihm die Herzen des Zürcher Publikums zu. Kein Dirigent wird in Zürich so herzlich willkommen geheissen wie er. Auch diesmal dirigierte er das Werk auswendig, mit straffer Hand und federnder Rhythmik führte er Orchester und Sänger. Dass der Chor manchmal ein wenig schlampte, ist wohl nicht seine Schuld.
Sängerisch bewegte sich der Abend auf hohem Niveau. Allen voran Thomas Hampson als Don Carlo: Stimmschön und intensiv sang er die königlich/kaiserliche Partie. Salvatore Licitra in der Titelrolle kannte nur f und ff, aber dies äusserst gekonnt. Das Finale des zweiten Aktes geriet so zu einem Höhepunkt. Carlo Colombara war ein jugendlich klingender und attraktiver Silva, da verstand man gar nicht, dass Elvira ihn so ablehnt. Sein profunder Bass vermochte den wunderbaren Kantilenen Verdis Wärme einzuhauchen. Joanna Kozlowska sang die Elvira mit grosser Attacke, gelegentlich laut "gebellten" Tönen, verfügte aber auch über die Genauigkeit in den Koloraturen und glasklare, metallische Spitzentöne. Die opulente Ausstattung von Dante Ferretti ist wunderschön anzuschauen, man fühlt sich in einem Museum. Doch Asagaroff fiel nichts ein, um die Personen und ihre Handlungen zu charakterisieren. Steifer Rampengesang, Auf- und Abmarsch von Soldaten, konventionelle Armbewegungen... . Sicher, es sind ausser Kozlowska keine Sänger der Premiere mehr am Werk, doch Asagaroff ist Oberspielleiter in Zürich und deshalb könnte man bei einer Wiederaufnahme doch etwas mehr erwarten. Dem Publikum gefiels, grosser Applaus für alle.
Werk und Inhalt:
Die Vorlage basiert auf dem Drama Hernani von Victor Hugo aus dem Jahre 1830. Dieses Drama wird seit Verdis Oper selbst auf den französischen Bühnen kaum mehr aufgeführt. Die Handlung ist fiktiv, obschon die Figuren auf historische Persönlichkeiten verweisen und die Handlung auf deren Lebensstationen bezug nimmt (etwa die Wahl des Kaisers Karl V.). Thematisiert wird die Rache, und diese wird in verschiedenen Facetten und Stufen umgesetzt. Das Rachegefühl scheint um so grössere Befriedigung zu erheischen, als ein perfektes Glück zweier frisch Vermählter vor der furchtbaren Alternative eines ehrlosen Lebens durch den Tod beendet wird.
Mit dieser, seiner fünften Oper schaffte Verdi den endgültigen Durchbruch. Sie wurde im 19. Jahrhundert sehr oft aufgeführt. Die mitreissende Melodik vermag auch heute noch zu begeistern, das Finale des dritten Aktes in der Kaisergruft zu Aachen ist eines der packendsten von Verdi überhaupt.