Pfäffikon: Amici dell'Arte, 28.03.2010
Händel: Einzug der Königin von Saba, Bach: Jauchzet Gott in allen Landen, Pachelbel: Kanon in D-Dur, Mozart: Exsultate, jubilate
Kritik:
Was verbindet die Russische Nationalhymne, Songs der Beatles, der Bee Gees, Lieder von Petula Clark, Aphrodite's Child und ein Stück des Hip-Hoppers Coolio miteinander? (Um nur die bekanntesten „Diebe“ zu nennen ...) Wer gestern Sonntag (28. März 2010) aufmerksam dem Konzert des Kammerorchesters Amici dell'Arte lauschte, stiess schnell auf die Lösung: All diese Interpreten, Arrangeure und Komponisten bedienten sich mit der Akkordfolge D-A-H-fis-G-D-G-A beim Barockkomponisten Johann Pachelbel, dessen bekannter Kanon in D-Dur im Mittelteil des CONCERT SPIRITUEL in der reformierten Kirche Pfäffikon (ZH) erklang. Dirigent Marcel Blanchard und sein ihm aufmerksam folgendes Orchester entwickelten die Melodie ruhig fliessend aus den Bässen aufsteigend – und präsentierten so eine Musik, welche gerade durch ihre eingängige Simplizität immer wieder berührt. Kein Wunder dient sie immer noch so manchen Komponisten der Pop Musik als Inspirationsquelle (zuletzt Sweetbox mit Life is cool). Die Wiederbegegnung mit dem Original war echt bereichernd, vor allem wenn sie so schön intoniert und unaufgeregt daherkommt wie unter den Händen dieses Dirigenten.
Marcel Blanchard versteht es immer wieder, durch kluge thematische Programmgestaltung zu faszinieren. Das concert spirituel begann mit einem dynamisch fein abgestuften Einzug der Königin von Saba aus Händels Oratorium SOLOMON: Ausgerechnet die arabische Königin kommt zum jüdischen Herrscher, um mit ihm über die Bedeutung der Kultur zu sprechen ... Die Bedeutung und der Reichtum unserer Kultur werden uns heutzutage zum Glück immer wieder von engagierten Vermittlern, wie sie die Amici und ihr Leiter darstellen, näher gebracht. Besonders hervorzuheben ist die Leistung der beiden Oboisten des Orchesters.
Für die Bach - Kantate Jauchzet Gott in allen Landen konnte man zwei ausserordentliche Solisten gewinnen: Die wunderbar sauber und bis in himmlische Höhen glockenklar singende Sopranistin Barbara Böhi und den phänomenalen Trompeter Heinz Saurer. Das beinahe endlose, von Trompete und Sängerin unheimliche Virtuosität abverlangende Alleluja wirkte dank der stupenden Technik der Sängerin keinen Moment zu lang!
Doch damit nicht genug: Barbara Böhi schenkte den zahlreich erschienen ZuhörerInnen mit Mozarts Motette Exsultate, jubilate noch mehr blitzsaubere Koloraturen und herrlich aufblühende Höhen, aber sie verstand es auch, mit einfühlsamen Piani die Hörer in den Bann von Mozarts ursprünglich für einen Kastraten geschriebener Musik zu ziehen. Das Publikum war nach dem abschliessenden, mit koloraturgespickter Brillanz vorgetragenen Alleluja dermassen begeistert, dass sich das den mozart'schen Geist so wunderbar evozierende Orchester und die Sängerin zu einem da capo dieses Schlusssatzes bewegen liessen. Bravi!