Berlin, Philharmonie: EIN DEUTSCHES REQUIEM, 19.12.2009
Mancher Besucher mag sich gefragt haben, weshalb die Berliner Philharmoniker so kurz vor Weihnachten ein Requiem aufs Programm setzten. Doch wenn man dann tief ergriffen hört, wie viel Trost und Hoffnung für trauernde Hinterbliebene das Werk ausstrahlt, erübrigen sich solch banale Fragen. Überwältigend war der Anblick des an die 200 Sängerinnen und Sänger starken Atlanta Symphony Orchestra Chorus. Doch die Homogenität und die äusserst subtile Klanggestaltung, die klare und genaue Diktion und die saubere Intonation verhinderten undifferenzierte Klangmassierungen. Dirigent Donald Runnicles (der neue Chef der Deutschen Oper Berlin) baute das Werk klug und zurückhaltend auf und erreichte dadurch mit den Steigerungen und Fortissimo Ausbrüchen ungemein starke, unter die Haut gehende Wirkungen, auch bei nicht religiösen Zuhörern. Als Gesangssolisten setzten Gerald Finley (Bariton) und Helena Juntonen (Sopran) weitere berührende Höhepunkte. Die Berliner Philharmoniker waren einmal mehr ganz grosse Klasse.
Leider war der erste Teil des Konzerts eher enttäuschend: Die Uraufführung von Sebastian Curriers Harfenkonzert TRACES, einem Auftragswerk der Berliner Philharmoniker. Die Musik war zwar stellenweise von ätherischer Schönheit, die Harfenisten Marie-Pierre Langlamet entlockte den Saiten ihres wunderbaren Instruments zauberhafte Klänge- und doch tat sich in den fünf Sätzen nichts Überraschendes, Aufregendes. Musik zum Einschlafen, mehr nicht. Der erste und der vierte Satz hätten gereicht.