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Berlin, Philharmonie: ARGERICH & BARENBOIM, 19.04.2014

Erstellt von Kaspar Sannemann | | Argerich&Barenboim

Applausbild: K. Sannemann

Mozart: Sonate in D-Dur, KV 448 | Schubert: Variationen in As-Dur, D 813 | Strawinsky: LE SACRE DU PRINTEMPS, Fassung für Klavier zu vier Händen

Als pianistische Wunderkinder galten sie beide, gemeinsam ist ihnen auch der Geburtsort (Buenos Aires), beide sind in etwa gleich alt und dürfen auf spektakuläre Karrieren zurückblicken: Martha Argerich und Daniel Barenboim. Gestern Nachmittag nun traten die beiden in einem umjubelten Klavierrecital im Rahmen von Barenboims Festtagen in der restlos ausverkauften Philharmonie auf und spielten Schuberts Variationen in As-Dur für Klavier zu vier Händen, eingerahmt von Mozarts Sonate in D-Dur für zwei Klaviere und Strawinskys Fassung von LE SACRE DU PRINTEMPS, ebenfalls an zwei Klavieren gespielt.

Mit subtil austarierter Dynamik stiegen die beiden in Mozarts Sonate ein, legten in den beiden schnellen Ecksätzen ein beinahe atemberaubendes Tempo vor, das trotzdem nie überhastet schien, verblüfften mit der feinfühligen Dynamik des Anschlags. Sehr elegant kam der Mittelsatz daher, das Andante, das ruhig wie ein liebliches Bächlein dahinfloss, nie schleppend, ausgeschmückt mit bezaubernd gesetzten Trillern, perfekt in der Abstimmung der Melodieführung, mal lag sie bei Barenboim, mal bei Argerich.

Schubert hat mit seinen Variationen über ein eigenes Thema (das leicht an den zweiten Satz von Beethovens Sinfonie Nr. 7 erinnert) ein wunderbares Werk für Klavier zu vier Händen geschaffen – und Martha Argerich und Daniel Barenboim erfüllten die abwechslungsreich und vielschichtig ausgestalteten Variationen mit praller Lust an Virtuosität zum Leben. Vertrackt ineinanderlaufend die erste Variation des marschartigen Hauptthemas, den Klang steigernd in der zweiten, ruhig dahinperlend die dritte, wobei Argerich ein präzises Bassfundament beisteuerte. In der vierten Variation liessen wuchtige Akkorde, verbunden mit flinken Läufen aufhorchen. Die setzten sich in der sechsten Variation fort, in harmonisch kühnere Gebilde vordringend. Dazwischen die melancholische fünfte Variation, welche von den beiden Pianisten schlicht und ohne allzu grosse Gefühlsduselei vorgetragen wurde. Choralartige, expressive Einschübe folgten in der siebten Variation und leiteten zur tänzerisch-leichtfüssigen Schlussvariation über, welche die beiden mit ungeheurer Geläufigkeit zum Erklingen brachten.

Nach der Pause dann Strawinskys LE SACRE DU PRINTEMPS. Die beiden Pianisten nahmen nun wieder an zwei Flügel Platz, donnerten gekonnt über die gesamte Klaviatur – und erstaunlicherweise vermisste man Strawinskys grandiose Orchestrierung der Originalpartitur gar nicht, denn Argerich und Barenboim erweckten auch bloss mit den Mitteln der Klaviere den gesamten Kosmos des archaischen Frühlingsopfers. Mit der rechten Hand eröffnete Barenboim das Werk mit dem (eigentlich dem Fagott zugeteilten) ersten Thema, Argerich setzte mit präzisen Ostinati ein. In der Folge wechselten synkopisch gesetzte Ausbrüche mit zarten, einschmeichelnden Themen, stets bassgrundiert. Die kolossalen Ballungen wirkten im Spiel der beiden Pianisten nie breiig dick, blieben stets klar akzentuiert (geschickter Einsatz des Pedals) und von begeisternder rhythmischer Präzision. Besonders eindrücklich waren die Momente, in denen Argerich die Melodieführung übernahm und Barenboim mit unglaublich aufmerksam und virtuos gespielten Tremoli untermalte. Nach dem markant gespielten Schlussteil (Argerich schien die Ruhe selbst zu bleiben) brach ein ungeheurer Jubel los – und die beiden liessen sich nicht lange bitten und bedankten sich für die standing ovations mit zwei hoch virtuos gespielten Zugaben (von Rachmaninow und Milhaud).


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