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Berlin, KOB: PIQUE DAME, 08.02.2009

Erstellt von Kaspar Sannemann | | Pique Dame

copyright: Monika Rittershaus, mit freundlicher Genehmigung Komische Oper Berlin

Oper in drei Akten

Musik: Pjotr Iljitsch Tschaikowski (1840-1893)

Libretto: Modest Tschaikowski, nach einer Novelle von Puschkin

Uraufführung: 19. Dezember 1890 in Sankt Petersburg

Auf PIQUE DAME in der Komischen Oper hatte ich mich riesig gefreut, stand doch eine Wiederbegegnung mit einer der grossartigsten deutschen Stimmen der 50er und 60er Jahre auf dem Programm: Anja Silja.

Doch zum ersten Mal war ich in der Komischen Oper richtig enttäuscht. die Hauptpartien waren schwach besetzt, die zarte Lisa (Olga Boylan) eine vibratoreich singende Matrone, der Aussenseiter Hermann ein derartiges Trottelchen, dass man Lisas Männerwechsel vom gutaussehenden Fürsten Jeletzky zu diesem an Norman Bates aus PSYCHO gemahnenden (nur dass Anthony Perkins bedeutend besser aussah...) Schlappschwanz kaum nachvollziehen konnte. Und dann die Silja als Gräfin: Kaum zu hören, schwachstimmig, nur in der Grétry Arie einigermassen überzeugend. Immerhin war sie darstellerisch eine Wucht.

Die Inszenierung (Regie Thilo Reinhardt) hatte einen interessanten Ansatz gewählt, die Handlung ins postkommunistische Russland der 90er Jahre verlegt, Hermann sucht vergeblich Anschluss an diese unsägliche Jeunesse dorée. Doch wirkte vieles unausgegoren und das Travestie behaftete Schäferstück im 2. Akt war nur peinlich, ebenso die Vergewaltigung Lisas durch die Freunde von Hermann im letzten Bild. Man hätte sie doch besser in die Newa springen lassen sollen.

Kor-Jan Dusseljee sang zu quäkig als Hermann, mit dieser Figur hatte man von Anfang an kein Mitleid, zudem wurde er darstellerisch vom Regisseur doch arg im Stich gelassen, der Lächerlichkeit preisgegeben. Die Idee mit der Identitätsverschmelzung mit der Gräfin war zwar einleuchtend, doch zu breit ausgewalzt. von den Männern vermochte mich einzig Philipp Horst als Tomski zu überzeugen.

Das Spiel des Orchesters war leider auch nicht über alle Zweifel erhaben, oft klang es zu dünn, der Dirigent (Alexander Vedernikov) vermochte die Spannungsbögen nicht aufrecht zu erhalten.

Persönliche Anmerkung:
Schräg hinter mir sass der Herr Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble, machte ein griesgrämiges verhärmtes Gesicht wie immer und rührte auch keine Hand zum Applaus. Aber wahrscheinlich hätte sich auch bei einer besseren Aufführung seine Miene kaum aufgehellt. Dies schafft wohl nur eine erneute Drehung der Schraube zum totalen Überwachungsstaat.

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