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Berlin: EDITA GRUBEROVA, Arienkonzert, 07.05.2011

Erstellt von Kaspar Sannemann | | Edita Gruberova

Bilder: k.sannemann

Dirigent ANDRIY YURKEVYCH |

Sopran EDITA GRUBEROVA |

Sir Giorgio (I PURITANI) ROSEN KRASTEV |

Sir Riccardo Forth (I PURITANI) JAMES HOMANN |

Sara (ROBERTO DEVEREUX) RACHEL FRENKEL |

Lord Cecil (ROBERTO DEVEREUX) ABDELLAH LASRI |

Herzog von Nottingham (ROBERTO DEVEREUX) JAMES HOMANN

Kritik: 

Die halbstündige Ovation im ausverkauften Schillertheater sagt eigentlich alles – das war ein überwältigender Triumph einer Sängerin, welche den Namen „Star“ oder „Königin des Belcanto“ mehr als verdient – und doch in ihrem Auftreten sympathisch zurückhaltend und bescheiden bleibt. Edita Gruberova präsentierte sich in einer bestechenden, begeisternden Form und schenkte dem Publikum Preziosen ihres Repertoires, Szenen von Donizetti und Bellini. Sie beherrscht die Technik des Ziergesangs wie kaum eine andere noch aktive Sängerin. Frau Gruberova versteht es zudem, die Arien nicht als blosses Vehikel für oberflächliche Stimmprotzerei zu benützen, sondern sie füllt die Töne mit dramatischer Ausdruckskraft. Da scheint jede noch so unscheinbare Note aus der Musik abgeleitet geformt – und nie hat man den Eindruck eines aufgesetzten Manierismus. Die Koloraturen perlen mit einer stupenden Natürlichkeit aus ihrer Kehle, sie setzt da noch Appegiaturen und Fiorituren, wo man es kaum noch für möglich hält, die Stimme wird wunderbar rein auf dem Atem getragen, das messa di voce, die Portamenti, die wunderbaren Glissandi sind von atemberaubender Perfektion. Ihre Piani sind berückend schön, sie scheut aber auch – wenn geboten – die Attacke nicht und vermag die alles überstrahlenden Schlusstöne mit fantastischer Kraft und sauberer Intonation zu halten. Wenn man einen Höhepunkt des Konzerts benennen müsste (aber eigentlich gerieten alle Szenen zu Höhepunkten), dann wäre es wohl die Schlussszene aus ROBERTO DEVEREUX: Hier machte sie tief empfunden das Leiden dieser gebrochenen Frau und Königin und ihren Thronverzicht hörbar. Gänsehaut!

Nach diesen fünf grossen Szenen aus LUCREZIA BORGIA, LA SONNAMBULA, LUCIA DI LAMMERMOOR, I PURITANI und eben ROBERTO DEVEREUX schenkte die bald 65jährige Sopranistin dem Publikum noch zwei Zugaben: Eine Arie aus LINDA DI CHAMOUNIX und die überaus launig gestaltete Arie der Adele aus der FLEDERMAUS: Spiel ich die Unschuld vom Lande. Nach all den schweren, tragischen „Brocken“ verblüffte sie in dieser letzten Zugabe nochmals mit Koloraturen von imponierender Leichtigkeit. Zum Niederknien!

Begleitet wurde die Ausnahmekünstlerin von der Staatskapelle Berlin unter Andriy Yurkevich. Nach einem von den nicht ganz sauber spielenden Hörnern leicht getrübten Beginn (LA FILLE DU RÉGIMENT) steigerte sich das Orchester zu einer grossartigen und spielfreudigen Form, die Oboistin begeisterte im Pas de six aus Rossinis TELL, die Flötistin verdiente sich einen Sonderapplaus mit ihrem einfühlsamen Spiel in der Wahnsinnsarie aus LUCIA DI LAMMERMOOR. Ganz hervorragend präzise gelang der Tanz der Stunden aus Ponchiellis LA GIOCONDA und vor allem die Ouvertüre zu RAYMOND von Ambroise Thomas. Schade nur, dass es die Staatsoper nicht für notwendig hielt, ein anständiges (sprich informatives) Programmheft zu gestalten. Nur die Arientexte abzudrucken und keine Hintergrundinformationen zu den Werken und den Komponisten zu liefern ist dann doch etwas gar dürftig. Auf mehreren Seiten wird zwar die Staatskapelle vorgestellt, aber wer nun die herausragende Flötistin war, geht aus dem billig gemachten Heft nicht hervor.

Programm:

GAETANO DONIZETTI  
»La Fille du Regiment«:  
Ouverture  
»Lucrezia Borgia«:  
“Tranquillo ei posa, com’e bello “ Scena e romanza (Larghetto)   
GIOACCHINO ROSSINI  
»Guglielmo Tell«:  
Pas de six   
VINCENZO BELLINI  
»La Sonnambula«:  
"Ah! Se una volta sola ..."  
"Ah! Non credea mirarti ..."  
"Ah! Non giunge uman pensiero ..."  
AMBROISE THOMAS  
»Raymond«:  
Ouverture  
GAETANO DONIZETTI  
»Lucia di Lammermoor«:  
"Il dolce suono" (Wahnsinnsarie)  
VINCENZO BELLINI  
»Norma«:  
Ouverture   
VINCENZO BELLINI  
»I Puritani«:  
"O rendete mi..." - " vien diletto"  
AMILCARE PONCHIELLI:  
»Gioconda«  
Danza delle ore  
GAETANO DONIZETTI  
»Roberto Devereux«:  
Scena ed aria finale “E Sara in questi orribili momenti … Vivi, ingrato …“

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