Zürich: ROMÉO ET JULIETTE; 03.01.2025
Wiederaufnahme der Erfolgsproduktion von Ted Huffman, nun mit Stephen Costello als Roméo und wie in der Premierenserie mit Julie Fuchs als Juliette
Drame-lyrique in fünf Akten | Musik: Charles Gounod | Libretto: Jules Barbier und Michel Carré, nach Shakespears Tragödie | Uraufführung: 27. April 1867 in Paris | Aufführungen in Zürich (Wiederaufnahme): 31.12.2024 | 3.1. | 8.1. | 11.1. | 17.1. | 26.1. 2025
Kurzkritik: entfällt, da ich krank bin
Inhalt:
Verona, 15. Jahrhundert
Die Familien der Capulets und der Montagues sind zerstritten und es kommt täglich zu Händeln, Streitereien und Kämpfen zwischen Clanmitgliedern in der Stadt. Romeo und seine Freunde haben sich an einen Maskenball im Hause der Capulets geschlichen. Es ist der Geburtstag von Julia Capulet, die den Grafen Paris heiraten soll. Romeo hat anscheinend Julia Capulet noch nie gesehen, er verliebt sich auf Anhieb in sie. Die berühmte Liebe auf den ersten Blick ... . Die Liebe ist gegenseitig. Kuss. Cousin Tybalt (ein Capulet) überrascht die beiden in flagranti. Er erkennt Romeo und fordert ihn zum Duell. Papa Capulet jedoch will das Fest in Frieden weiterfeiern. Romeo und seine Freunde ziehen Leine.
Balkonszene: Romeo schleicht sich in den Garten und ruft Julia, die auf dem Balkon erscheint. Liebesduett. Capulets Diener Gregorio stört die Idylle, weil er jemanden im Garten gesehen zu haben vermeint. Romeo versteckt sich und kommt zurück, nachdem Gregorio unverrichteter Dinge abgezogen ist. Die Liebenden schwören sich ewige Treue, die Amme Julias, Gertrud, warnt.
Romeo und Julia werden am nächsten Tag heimlich von Pater Lorenzo getraut. Lorenzo hofft mit der Trauung die beiden Familien zu versöhnen. Vor dem Haus der Capulets kommt es zu einem Kampf, da die Freunde Romeos die Capulets mit Spottliedern provozieren. Tybalt ersticht Romeos engsten Freund Mercutio. Romeo rächt sich, indem er Tybalt ersticht. Der Fürst von Verona verbannt Romeo daraufhin aus der Stadt.
Romeo missachtet den Bann und verbringt die Nacht mit Julia. Erneut schwören sich die Frischvermählten ewige Liebe und Treue. Gertrud meldet den beiden die Ankunft des Vaters Capulet. Romeo haut unbemerkt ab. Capulet befiehlt seiner Tochter, den Grafen Paris bereits am heutigen Tag zu heiraten. Von Pater Lorenzo erhält die verzweifelte Julia ein Fläschchen mit einem Gift, das sie scheintot machen werde. Als Paris ihr den Ehering überstreifen will, bricht Julia leblos zusammen. Sie wird in der Familiengruft aufgebahrt.
Romeo hat im Exil in Mantua die Nachricht von Julias Scheintod nicht erhalten. Er erfährt nur, dass sie gestorben sei und eilt nach Verona zur Gruft, um sie noch einmal zu sehen. Auch er nimmt Gift, allerdings ein tödliches. Julia erwacht, entdeckt Romeo an ihrer Seite. Romeo beginnt zu taumeln, Julia sieht das Giftfläschchen, aus dem er getrunken hat. Sie erdolcht sich. Eng umschlungen bitten die beiden Sterbenden Gott um Verzeihung.
Werk:
Charles Gounod (1819-1893) hat die Emotionalität von Frauen in seinen Opern oft thematisiert, sie eingebettet in eine musikalische "Couleur locale", was Erik Satie später als "sauerkrautlose" Musik bezeichnet hatte, also eine Musik die sich in ihrer direkt ansprechenden Emotionalität klar vom deutschen Wagnerismus distanzierte. Gounods religiöser Eifer äussert sich oft auch in Passagen seiner Opern, was ihm den Vorwurf des Kitsches und religiösen Rührstücks einbrachte. Wenn nicht Opium dann wenigstens Pudding fürs Volk. (Prunkvolle Orgelklänge zum Beispiel, wenn Marguerites Seele in Gounods berühmtester Oper FAUST zum Himmel fährt.)
Mit dem Romeo-und-Julia-Stoff kam Gounod schon früh in Berührung, so zum Beispiel 1839, als er einer Probe zu Berlioz' dramatischer Sinfonie Roméo et Juliette beiwohnte. 1840 beschäftigte er sich mit dem Libretto, welches Bellini für I CAPULETI E I MONTECCHI verwendet hatte. Konkret wurden die Pläne für eine eigene Oper nach Shakespears Drama aber erst 1864, als ihmCarré und Barbier ein eigenes Libretto präsentierten. Gounods Oper ist trotz der möglichen Versuchung eine Grand Opéra zu schreiben, ein intimes Werk geblieben. Kunstvoll werden vor allem die vier grossen Liebesduette durch motivische Zusammenhänge in einen grandiosen dramaturgischen Bogen geführt. Gerade hier zeigt sich die Meisterschaft Gounods, die Emotionalität mit einer direkt zu Herzen gehenden Innigkeit fühlbar zu machen. Die Werkgeschichte ist etwas komplex, verschiedene gedruckte Klavierauszüge und Einrichtungen für die Opéra Comique (die Uraufführung fand noch im - kuerzlebigen - Théatre Lyrique statt) und die Übernahme in die Opéra Palais Garnier, wobei Gounod die Einrichtung von Bizet für die Opéra Comique nochmals überarbeitete, machen die Entscheidung für eine Version schwierig. Heutzutage wird meistens die Fassung von 1888 (Palais Garnier) gespielt.